In diesem Jahr sind mindestens 1422 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Organisationen und Privatpersonen wollen helfen - doch die Regierungen lassen sie nicht. Die Rettungsschiffe liegen fest.
Den großen Organisationen sind die Hände gebunden. Während auf dem Mittelmeer immer wieder Menschen in Seenot geraten und ertrinken, liegen die Rettungsschiffe in Häfen fest. Die Seawatch, die Lifeline und die Sea-Eye liegen in Malta. Die Open Arms liegt in Barcelona und die Aquarius von SOS Mediteranée liegt seit ihrem letzten Crewwechsel in Marseille.
"Die Helferinnen und Helfer werden aktiv daran gehindert, Menschen vor dem Ertrinken zu retten."
Und die Situation wird noch schwieriger: Italiens Regierung plant etwa, das Einlaufverbot in ihren Hafenstädte auszuweiten. Nach Vorstellung vom Innenminister Matteo Salvini sollen demnächst Militärschiffe aus EU-Missionen, die Flüchtende retten könnten, von den Häfen ferngehalten werden. Rettungsversuche werden damit noch schwieriger.
Keine Rettung in Sicht
Dabei verhalten sich militärische Schiffe auf dem Mittelmeer eher zurückhaltend, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Ramona Westhof: "Es gibt Berichte, wonach die Militärschiffe tatsächlich Menschen nicht aufnehmen, sondern in der Nähe auf die libysche Küstenwache warten."
Retten muss eigentlich jeder. So sieht es das See-Völkerrecht vor: Jede Kapitänin, jeder Skipper muss Menschen in Seenot aufnehmen und an einen sicheren Hafen bringen. Das gilt also auch für die ganz normale Handelsschifffahrt. "Die Handelsschiffe sind aber höchstens in Ausnahmen zufällig in der Nähe, wenn jemand verunglückt", sagt Ramona Westhof. "Im Zweifel heißt das also: Niemand rettet."
Inzwischen organisieren sich auch in Deutschland wieder private Retter, rufen zu Spendenaktionen auf und wollen wieder Rettungsschiffe aufs Mittelmeer bringen. Die Aktion von Klaas Heufer-Umlauf ist innerhalb von nur fünf Tagen mit etwa einer Viertelmillion Euro unterstützt worden. Und auch Lifeline arbeitet gerade daran, ein neues Schiff zu organisieren.
"Es bleibt aber das Problem, dass sich die Häfen wie im Fall der Schiffe Lifeline oder Aquarius,, weigern könnten, Schiffe mit Flüchtenden aufzunehmen."
Doch auch diese neuen Schiffe, die medienwirksam auf Kurs gebracht werden, dürften dieselben Probleme wie ihre Vorgänger bekommen und etwa vergeblich um die Einfahrt in einen Mittelmeerhafen hoffen. Oder wenn sie dann doch hineingelangen, von den Behörden beschlagnahmt und nicht wieder auf See gelassen werden.
Ideen, diesen Problemen aus dem Weg zu gehen, gibt es bereits: Private Yachtbesitzer könnten um Hilfe gebeten werden, die Menschen das letzte Stück an Land zu bringen, sodass das Rettungsschiff selbst nicht den Hafen anlaufen muss. Oder die Rettungsorganisationen klagen sich in die Häfen ein. Ramona Westhof sagt: "Das ist wohl schnell genug möglich, um eine praktikable Lösung zu sein."
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