Hunderttausende Menschen haben die Ukraine verlassen; sie suchen Schutz vor dem Krieg - auch in Deutschland. Der Migrationsforscher Hannes Schammann findet, dass die Kommunen diesmal besser vorbereitet sind als 2015 und 2016.
"Die Kommunen sind sensationell gut vorbereitet", sagt Hannes Schammann. Er ist Migrationsforscher an der Universität Hildesheim. Durch die Jahre 2015 und 2016 habe es einen enormen Lerneffekt gegeben. Damals kamen hunderttausende Schutzsuchende nach Deutschland; Verwaltung und Infrastruktur waren überfordert.
Kommunalpolitik und die Hilfe für Geflüchtete
Doch im Anschluss seien Strukturen aufgebaut worden, es seien Kooperationen und Steuerungsrunden entstanden. "Jetzt wissen alle vor Ort, wer eigentlich was macht. Das war vorher nicht klar", so Hannes Schammann. Auf kommunaler Ebene seien neue Ämter entstanden, weshalb man jetzt auch besser vorbereitet sei, so der Migrationsexperte.
"Migration und Flucht gehört heute zu den Kernthemen kommunalpolitischen Handelns. Das war vor 2015 nicht der Fall."
Auch in den ländlichen Kommunen und Landkreisen sei aktuell in den ersten Tagen nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine wahnsinnig viel passiert, so der Migrationsforscher. Telefonhotlines und Spendenkonten seien eingerichtet worden; ebenso wurden Sachspenden koordiniert. Hannes Schammann erkennt viel mehr Professionalität, als das noch 2015/2016 der Fall war.
"Das ist eine viel höhere Professionalisierung, als wir das 2015/2016 hatten. Auch auf dem platten Land."
Lerneffekte aus 2015 und 2016 zeigen sich beispielhaft an drei Punkten, so Hannes Schammann:
- Zum einen an der Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft. Mittlerweile gibt es mehr Abstimmung; es gibt Runde Tische und man nimmt sich gegenseitig ernst. Diese Strukturen ließen sich jetzt schnell reaktivieren.
- Zum anderen weiß man heute, welche Unterbringungen für Geflüchtete gut funktionieren, welche nicht, so Hannes Schammann.
- Außerdem habe man gelernt, dass es nicht allein um Arbeit für die Geflüchteten geht, sondern auch um ihre soziale Einbindung, um Integration zu ermöglichen.
Es braucht gezielte Hilfe
Die soziale Einbindung der Geflüchteten aus der Ukraine sei eine andere Herausforderung im Vergleich zu 2105 und 2016. Denn es sind vor allem Frauen und Kinder aus der Ukraine, die zurzeit in Deutschland ankommen um dem Krieg zu entkommen.
2015 und 2016 kamen im Vergleich mehr Männer in Deutschland an, die alleine reisten und zum Beispiel die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer riskierten.
Deshalb brauche es jetzt zum Beispiel mehr Plätze in der Kita und an Schulen, so Hannes Schammann. Aber natürlich bleibe auch das Thema Arbeit weiterhin wichtig.