Max Eberl, der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, hat dem Trainer von Hoffenheim, Julian Nagelsmann, am Wochenende während des Spiels eine Beleidigung entgegen geworfen. "Julian, du kleiner Pisser" hat er gerufen, und wir wissen das, weil dummerweise ein Mikro in der Nähe stand. Jetzt haben wir uns gefragt: Warum beleidigen wir andere?
Die meisten Beleidigungen, die wir zu hören bekommen, gehören wohl eher in die Kategorie "schlicht" und sind wenig kreativ: Arsch, Idiot, Vollpfosten. Das sind einfache Wörter, sie gehen leicht von der Zunge und ihre Wirkung entfalten sie erst im entsprechenden Tonfall. Und darauf kommt es ja letztlich an. Denn eine Beleidigung kommt in der Regel unüberlegt und eher spontan, so wie bei Max Eberl, dem Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach.
Beleidigungen entstehen im Affekt
Die Psychologin Vera Hesse erklärt, dass Beleidigungen häufig im Affekt aus uns herausbrechen. Ärger, der langsam in uns hochsteigt: "Das heißt, dieser Impuls ist losgeschossen, ist angestiegen, hat sich eine Weile gehalten und ist von alleine wieder abgefallen. So ist der Verlauf von Affekten immer. Und an irgendeinem Punkt war er offenbar auf dem Höhepunkt und dann hat es ihn dazu hingerissen, diese Aussage rauszuhauen."
"Letztendlich ist es so: 'Du miese kleine Arschkrampe' ist vorher überlegt. Dann hatte man Zeit, zu überlegen. Das ist nicht affektgeladen ausgesprochen."
Wenn wir uns jetzt aber die Mühe machen und die nächste Beleidigung etwas strategischer angehen, dann gibt es da ein paar Punkte, auf die wir achten sollten. Die erste und vielleicht wichtigste Regel beim Beleidigen: Halte dich kurz. Ein schlichter kleiner Pisser ist in der Regel besser als ein ausführliches: "Du miese kleine Arschkrampe!"
Zweiter Punkt: Viele Leute driften beim Fluchen und Schimpfen in Fremdsprachen ab. Solange dabei ein Fucker, vielleicht sogar ein Motherfucker oder ein Bloody Bastard rauskommt, ist alles Okay. Komplizierter sollte es allerdings nicht werden. Denn der oder die Beleidigte sollte uns ja auch noch verstehen. Ansonsten macht die Beleidigung gar keinen Sinn. Vielleicht also lieber etwas Kreatives wagen: Du Lauch, Lattenheinrich, Fischgesicht, Ameisenficker! Manchmal wird es dann automatisch lustig. Und das ist natürlich auch nicht so schlecht, um Ärger zu entschärfen.
"Ich glaube, in Beleidigungen liegt auch viel Humorvolles. Einfach, weil man bei der Begriffszusammensetzung oft mit Wortneuschöpfungen zu tun hat, die witzig klingen."
Eine Sache sollte dann am Schluss natürlich noch kommen: Wer beleidigt, der muss sich auch entschuldigen können. Und da ist der Mönchengladbacher Max Eberl mit gutem Beispiel vorangegangen: "Ich hab mich dann beim Julian entschuldigt. Es ist eine reine Emotion gewesen. Wir arbeiten beide sehr emotional für unseren Verein. Das Schöne ist, dass man sich danach in die Augen schauen kann, dann hab ich mich entschuldigt und dann war das aus der Welt."
- Hör doch mal zu, du Horst! | Dieser Moment, in dem uns einer provoziert und wir einfach nur sauer sind: Da kann uns schon mal ein deftiger Ausdruck rausrutschen.
- Großes Ehrgefühl, große Kränkung | Was passiert mit uns, wenn wir beleidigen oder beleidigt werden? Das haben niederländische Forscher untersucht. Ergebnis: Vor allem Menschen mit einem ausgeprägten Ehrgefühl sind schneller beleidigt als andere.
- Scheiße, sind wir klug! | Nehmt das, Bitches! Ständig hauen wir den derbsten Scheiß raus. Weil wir Prolls sind? Weil wir einen besonders großen Wortschatz haben! Sprachwissenschaftler haben das jetzt bestätigt.
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