Coworking Space oder flexible Arbeitsplätze. Wir leben in einer neuen Arbeitswelt. Aber die ist nicht nur hip und angesagt - sondern auch anstrengend, sagt Arbeitspsychologe Frank Berzbach.

Der Arbeitstag beginnt mit der Suche: Wo kann ich heute sitzen, ist mein Lieblingsplatz neben der lustigen Kollegin noch frei? Coworking oder flexible Arbeitsplätze im Großraumbüro - das heißt: keine festen Arbeitsplätze mehr haben, sondern jeden Tag aufs Neue frei wählen dürfen - oder müssen. "Es klingt modern und frei", aber für die Konzentration sind flexible Arbeitsplätze schlecht, sagt der Arbeitspsychologe Franz Berzbach von der Technischen Hochschule in Köln.

​"Ich habe noch nie einen getroffen - außer die Leute, die diese flexible Arbeitsplätze nicht selber nutzen müssen - die darauf stehen."
Frank Berzbach, TH Köln
Frank Berzbach von der TH Köln
Frank Berzbach

Normale Arbeitsplätze - jeden Tag der gleiche, Tür zu und fertig - sei sehr viel angenehmer, sagt Frank Berzbach. Trotzdem setzen immer mehr Arbeitgeber auf Großraumbüros. So müssen sie keine Büros einrichten und fallen darauf rein, dass es modern und hip wirkt, vermutet Frank Berzbach. Diese Büros wirkten außerdem kreativ - aber Kreativität brauche kein Chaos oder gar eine laute Umgebung, in der jeder einzelne Kollege in Rufweite ist. Im Gegenteil: "Kreativität ist eine stille und zurückgezogene Tätigkeit.". 

Großraumbüros und flexible Arbeitsplätze sind überwertet

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In den meisten Unternehmen, die auf Großraumatmosphäre setzen, sitzen ein paar Mitarbeiter aber doch noch in den klassischen Einzelbüros: Chefs, Steuerleute und die IT. Also genau die Bereiche, in denen keine Fehler passieren dürfen. Den anderen wird die laute Atmosphäre zugemutet. Frank Berzbach hat viele Mitarbeiter beobachtet, die Baukopfhörer tragen, um sich überhaupt konzentrieren zu können. 

"Wir müssten Rückzugsorte schaffen, ​wo ich in Ruhe arbeiten kann, weil jeder eine Nische braucht, wo er sich zurückziehen kann."
Frank Berzbach, TH Köln

Ein fester Arbeitsplatz, wo wir uns einrichten können, würde jedem gut tun, meint Frank Berzbach. Und dann müsste es soziale Bereiche geben, wo wir uns treffen können. Aber genau dieser Rückzugsort fehlt oft. Der Kern der kreativen Arbeit wird ins Homeoffice geschoben. Aber nicht jeder hat einen passenden Arbeitsplatz zu Hause. Frank Berzbach fordert mehr Ruheräume in den offenen und freien Großraumbüros. 

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Shownotes
Büro
Warum flexible Arbeitsplätze nerven
vom 28. März 2018
Moderation: 
Christoph Sterz
Gesprächspartner: 
Frank Berzbach, TH Köln