Die Fleischindustrie steht zunehmend in der Kritik: Denn schlechte Arbeits- und Produktionsbedingungen sind dort Standard. Alles für das Billigfleisch, denn der Preisdruck ist groß – nur wenige große Betriebe konkurrieren auf dem Markt.
Eine Familienmetzgerei zu finden, ist nicht mehr so einfach. Denn viele kleine Betriebe, von Metzgereien bis hin zu Schlachthöfen, haben in den vergangenen Jahren aufgegeben. Mit den Billigpreisen der großen Konzerne können sie nicht mehr mithalten. Deshalb mussten rund ein Drittel aller Metzgereien in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren ihren Betrieb einstellen, sagt Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale NRW.
"Allein in den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Metzgereien von über 18.000 auf unter 13.000 reduziert."
Die Konkurrenz ist klein, der Preisdruck dafür umso größer. In der Fleischverarbeitung wird der Markt in Deutschland von wenigen großen Betrieben kontrolliert. Der Markt hat sich sehr stark konzentriert, erzählt Bernhard Burdick bei Deutschlandfunk-Nova. Das zeigen auch die Zahlen: 80 Prozent der Schweine in Deutschland werden in den zehn größten Betrieben geschlachtet. Marktführer ist Tönnies in Rheda-Wiedenbrück.
"80 Prozent der Schweine in Deutschland werden in den zehn größten Betrieben geschlachtet."
Fleischtheken sind problematisch
Wenn es den Metzger von nebenan nicht mehr gibt, bleibt oft nur der Gang zur Fleischtheke im Supermarkt. Aber auch hier rät Bernhard Burdick zu Vorsicht: Das Fleisch kommt nicht zwangsläufig aus Großschlachtereien, aber es sei in hohem Maße intransparent, wo diese Tiere gekauft werden. Ein Grund dafür ist vor allem die große Vielzahl an Eigenmarken in den Lebensmittelläden.
"Das Identifikationskennzeichen sagt nur etwas über den Standort des letzten Arbeitsschrittes aus, nichts über die weitere Herkunft, Art oder Qualität des Fleisches."
Das einzige Merkmal, das mehr Information für den Verbraucher zur Herkunft des Fleisches bereithält, ist das Identifikationskennzeichen auf der Packung, sagt Bernhard Burdick. Doch auch hier gibt es ein Problem: Es sagt nur etwas über den letzten Standort in der Verarbeitungskette aus.
Auch Siegel haben Grenzen
Auch das Vier-Stufen-Siegel zur Haltungsform hat seine Grenzen: Das Kennzeichen zeigt lediglich an, wie die Tiere gehalten wurden. Der Verbraucher kann dann sicher sein, dass der gesetzliche Mindeststandard eingehalten wurde, so Bernhard Burdick. Über die Qualität und Herkunft des Fleisches sagt das Siegel jedoch nichts aus. So stehen Stufe drei und vier lediglich für mehr Tierwohl, erklärt Bernhard Burdick.
Die Haltungsbedingungen bei Stufe eins und zwei erfüllen zwar die gesetzlichen Anforderungen, mit Tierschutz hat das aber nichts zu tun, sagt der Experte. Das größte Problem für den Verbraucher sei, dass das Fleisch aus den unteren beiden Stufen 90 Prozent des Marktes ausmachen. Viel Bio sei in den Supermärkten also nicht drin, so Burdick.
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