Die Nachfrage nach veganen Fleischersatzprodukten steigt. Damit auch der Bedarf an bestimmten Pflanzen. Ein Forscher sagt: Lasst sie uns direkt nutzen, statt den Tieren zu verfüttern.
"In den nächsten zwei, drei Jahren könnten alle Hersteller Lieferprobleme bekommen", hat Michael Hähnel, Chef des Unternehmens "Rügenwalder Mühle", der Zeitung Tagesspiegel gesagt. Was er meint, sind Rohstoffe für Fleischersatzprodukte, also zum Beispiele vegane Salami. Diese basieren unter anderem auf pflanzlichen Proteinen.
Hähnels Befürchtung: Weil die Nachfrage nach diesen Produkten gerade so stark steigt und Unternehmen auf der ganzen Welt dieselben Rohstoffe benötigen, könnte eine Knappheit entstehen. Das sind vor allem Proteine aus zum Beispiel Soja und Erbsen, Weizen, Kartoffeln und Lupinen.
Tatsächlich könnten Fleischersatzprodukte bald eine relevante Rolle spielen: Die Heinrich-Böll-Stiftung geht bis 2040 weltweit von einen Marktanteil von 25 Prozent für vegane Ersatzprodukte aus (neben 40 Prozent herkömmlichem Fleisch und 35 Prozent aus dem Labor).
Direkt nutzen und nicht den Tieren verfüttern
Michael Hähnels Bedenken kann Christian Zacherl vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung nicht teilen. Er sagt: Prinzipiell gibt es ausreichend pflanzliche Proteine – vor allem dann, wenn zum Beispiel Soja nicht wie bisher den Tieren als Futter gegeben, sondern wenn es zu pflanzlichen Proteinen verarbeitet wird. Gegenüber der Wochenzeitung "Die Zeit" sagt er: Wir sind noch sehr auf die Herstellung von Futtermitteln eingestellt.
"Das Problem ist, dass es an Technologie fehlt."
Aber: Trotz der Proteine liefernden Pflanzen in ausreichenden Mengen müsse sich das System weiterentwickeln, vor allem, was das Extrahieren der Proteine aus den Pflanzen angeht. Arbeitsschritte hier sind unter anderem: zerkleinern, entfetten, lösen, waschen und zentrifugieren.
Genügend Extraktions-Kapaziäten sind aus Sicht von Christian Zacherl derzeit der Hauptgrund für das geringe Angebot an pflanzlichen Proteinen. Gegenüber der Zeit sagt er: "Das Problem ist, dass es an Technologie fehlt, weil wir gerade die meisten dieser Hülsenfrüchte entweder als ganze Hülsenfrüchte oder als Futtermittel nutzen – und eben nicht primär die Proteine daraus gewinnen, die für die Fleischersatzprodukte gebraucht werden."
Man könnte auch sagen: Würde das ganze System von Pflanze bis Endprodukt einmal neu gedacht und fokussiert auf die Herstellung pflanzlicher Proteine ausgerichtet, ließen sich die Effizienz steigern und die Produktion erhöhen.
Sojaproteine kommen derzeit größtenteils aus China und den USA. Proteine aus Erbsen und Weizen kommen jetzt schon oft aus Frankreich, Belgien und Deutschland. Christian Zacherl kann sich vorstellen, dass in Zukunft pflanzliche Proteine auch aus Sonnenblumen, Raps und den Blättern von Zuckerrüben gewonnen werden.
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