Kleidung schützt uns vor Kälte oder Sonne, aber sie entscheidet auch, was andere Menschen über uns denken. Latisha konnte ihren eigenen Stil lange nicht ausleben, heute blüht sie beim Thema Mode auf. Eine Stylistin hat Tipps, wo wir anfangen können.
Latisha ist Mitte 20 und hat Modedesign-Ingenieurin studiert. Dabei geht es um Design, Management und Ingenieurwesen. Sie interessiert sich schon sehr lange für Mode. Zu Schulzeiten hat sie sich oft morgens gestylt, mit einem ausgefallen Outfit. Aber dann, kurz bevor sie das Haus verlassen musste, hat sie sich schnell umgezogen und zu einfachen, grauen Klamotten gegriffen. Irgendwie fehlte ihr damals das Selbstbewusstsein für einen auffälligen Look, sagt sie.
"Ich bin sowieso schon aufgefallen, weil ich ein bisschen dunklerer Typ bin und Afrohaare habe. Da war ich eh schon auffälliger als die anderen. Und dann hatte ich noch nicht so das Selbstbewusstsein, dann auch noch durch Mode aufzufallen."
Latisha weiß aus eigener Erfahrung, dass sich junge Menschen oft nicht wohl fühlen im eigenen Körper. Sie sagt, oft suche man sich auch die falschen Vorbilder und Inspirationen. Sie rät, nach Influencer*innen und Vorbildern zu suchen, die eher dem eigenen Körper entsprechen: "die einem ähnlicher sind von den Figuren her oder auch zum Beispiel vom Hauttyp, dass man da nicht immer nur Leute sieht, die total anders aussehen, als man selbst – und man dann dadurch vielleicht verunsichert wird."
Black Lives Matter war eine Hilfe
Latisha hat irgendwann mehr Selbstbewußtsein bekommen und ihren Körper so akzeptiert, wie er ist. Dabei hat ihr die Black-Lives-Matter-Bewegung geholfen. In dem Zuge hat sie sich dann auch getraut, die Mode zu tragen, die ihr gefällt – und mit der sie aus der Masse hervorsticht.
Heute beschreibt sie ihren Stil als eine Mischung aus Streetstyle und High-Fashion. Bei der Realisierung ihres eigenen Stils hat ihr auch geholfen, dass sie irgendwann nach Berlin gezogen ist. "In Großstädten fällt man halt nicht so auf oder es hat mir das Gefühl zumindest gegeben, dass man einfach tragen kann, was man will", sagt Latisha.
Kleidung sagt viel über uns aus
Ina Köhler ist Professorin für Modejournalismus an der Akademie für Mode und Design in Düsseldorf. Sie beschäftigt sich damit, was wir mit Mode ausdrücken. Und sie sagt: Egal, was wir tragen – wir erzählen immer etwas damit. "Mit dem, was Sie tragen, ist immer eine Aussage verbunden. Und es ist auch immer eine Aussage verbunden mit dem, was Sie nicht tragen: Wenn Sie sich jetzt entscheiden würden, nackt auf die Straße zu gehen, wäre damit auch eine Aussage verbunden", so die Professorin.
"Sie können über die Bekleidung auch Signale senden in Bezug auf ihre kulturelle Identität. Auf das Thema Beruf lassen sich manchmal Rückschlüsse ziehen oder auch, ob sie möglicherweise eine Rolle spielen."
Ina Köhler sagt: Je nachdem, wie geschult wir sind, nehmen wir in einem Bruchteil von Sekunden unser Gegenüber wahr – und die Codes, die er oder sie durch sein Auftreten sendet. Diese Codes, das kann Mode oder die Frisur sein, das können Schuhe sein oder auch ein bestimmtes Auftreten. Manchmal braucht es auch etwas länger, um sie zu entschlüsseln.
"Jemand, der sich mit Auftreten oder mit Mode intensiv beschäftigt, deutet bestimmte Codes. Das kann die Kleidung sein. Das kann die Art der Frisur sein. Das können Schuhe sein, das können andere Zeichen seien, die bestimmte Signale aussenden."
Die Stylistin Maren Assmus berät Menschen bei dem, was sie anziehen. Oft sind es Verantwortliche in Unternehmen oder Personen, die in der Öffentlichkeit stehen. Denen es nicht egal sein kann, wie sie wahrgenommen werden. Sie besucht sie dann zu Hause, schaut, was der Kleiderschrank hergibt, schreibt eine Liste und geht dann für ihre Kund*innen gezielt shoppen. Und das empfiehlt sie auch denjenigen, die noch auf der Suche nach dem eigenen Stil sind. Oder die einfach Lust haben, mal was Neues auszuprobieren – ohne Stylistin.
Tipps von Stylistin Maren Assmus
- eine Pinnwand anlegen (zum Beispiel bei Pinterest) mit allem, was uns gefällt – einfach drauflos sammeln, ohne sich einen großen Kopf zu machen
- den eigenen Kleiderschrank durchgehen, am besten mit schöner Musik, die uns gute Laune macht – dabei ist es sinnvoll, sich ein Zeitfenster zu setzen
Die Aufgabe lautet: Wir schauen uns die gesammelten Looks an. Nach und nach. Und prüfen, aus welchen Bestandteilen sie bestehen. Eine weite Hose? Ein gestreiftes Oberteil? Was davon haben wir in ähnlicher Form im Schrank und was fehlt noch, um einen Look zu komplettieren? Das kommt auf die Liste. Und dann können wir die Liste abarbeiten und uns genau die Teile kaufen, die wir (vielleicht) noch brauchen.
"Gezielt hinsetzen und shoppen. Das ist nämlich selten so. Meistens sind wir so im Impuls-Kaufrausch unterwegs, auf Social-Media werden uns Sachen reingespült. Und dann kaufen wir impulsiv, anstatt nachzudenken."
Maren Assmus sagt, sie habe sich noch nie für Trends interessiert. Ihre Kunden schon eher, weil die meist ein bisschen lost sind. Sie sagt: "Stil hält länger als jeder Trend." Um den eigenen Stil zu finden, müssen wir uns demnach zuerst Gedanken darüber machen, was wir eigentlich ausstrahlen möchten. "Wenn Du weißt, wer Du bist und was du ausstrahlen willst, dann sieht man das auch im Außen", sagt sie. "Da hilft dir kein Trend drüber hinweg."
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