Die Überfischung der Meere könnte den Klimawandel beschleunigen. Denn Fisch-Kot sorgt dafür, dass der Kohlenstoff lange im Meer bleibt.
Über die Jahrzehnte und Jahre hat die Wissenschaft immer mehr Erkenntnisse darüber erlangt, was alles Einfluss auf das Klima hat oder haben kann. Eine relativ neue: Der Kot von Fischen und andere organische Substanzen wie abgestorbene Pflanzen und tote Tiere könnten einen relevant hohen Einfluss darauf haben, wie viel CO2 gespeichert oder eben nicht gespeichert und in die Atmosphäre freigesetzt wird.
Pumpe verliert an Kraft
Forschende der University of California in Los Angeles beschreiben den Zusammenhang so: Fisch-Kot, Pflanzenreste und Tierkadaver enthalten Kohlenstoff und transportieren ihn in große Meerestiefen, wenn diese automatisch nach unten sinken. Pro Tag legt Fisch-Kot etwa einen Kilometer zurück.
Unten am Meeresgrund wird der Kohlenstoff dann für hunderte Jahre gespeichert, er kann als CO2 also nicht in die Atmosphäre gelangen. Das Problem ist, so das Forschungsteam: Durch die weltweite Überfischung gibt es inzwischen weniger Fische im Meer. Es wird also weniger Fisch-Kot produziert und damit auch weniger Kohlenstoff am Meeresboden gespeichert. Die biologische Pumpe, wie dieses System auch genannt wird, verliert an Kraft.
"Ganz ohne diese biologische Pumpe wäre die CO2-Konzentration womöglich etwa 150 bis 200 Parts per Million höher."
Das grundlegende Prinzip dieser Pumpe scheint eindeutig, und auch, dass diese eine gewisse Menge an CO2 aus der Atmosphäre fernhält. Wie viel das ist, können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler abschätzen.
In einem Modell, das im Magazin Science Advances veröffentlicht wurde, heißt es: Ohne diese biologische Pumpe, die per Kot, Pflanzenreste und anderen Substanzen Kohlenstoff an den Meeresgrund transportiert, wäre die CO2-Konzentration in der Atmosphäre um etwa ein Drittel höher als jetzt. Das bedeutet erst mal: Die biologische Pumpe ist wichtig dafür, dass der Klimawandel nicht noch schneller abläuft. Und: Eine Überfischung der Meere kann diese Pumpe negativ beeinflussen.
Unsichere Datenlage
Wie groß dieser Einfluss ist, ist aber schwierig zu ermitteln. Man weiß zum Beispiel nicht, wie viel Biomasse Fische weltweit überhaupt ausmachen. Außerdem gibt es Unterschiede, was die Fangmengen angeht – die Forschenden nutzen Zahlen aus den 90er Jahren. Damals wurde aber mehr Fisch gefangen als heute.
Es bleibt die grundsätzliche Erkenntnis, dass Fisch-Kot CO2 im Meer zurückhält.