Geldanlage ist wichtig: Wir alle sollten etwas zur Seite legen, wenn es denn irgendwie geht, unsere Rente ist nicht sicher – das haben wir alle mitbekommen. Bleibt die Frage, wo wir unser Geld investieren: In Zeiten von Klimaprotesten haben zum Beispiel viele ein Problem damit, Anteile an Konzernen zu erwerben, die mit fossilen Energien Geld verdienen. Wir reden also über nachhaltige Geldanlage – doch das ist gar nicht so einfach.
Anleger tun sich schwer mit grünen Geldanlage, zeigt eine aktuelle Umfrage von Emnid und der Fondsgesellschaft Fidelity. Denn nur 9 Prozent investieren laut Umfrage in ESG-Produkte. ESG steht für Environment Social Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Das ist im Groben die Definition für nachhaltige Anlagen.
Dabei ist der gute Wille der Anlegerinnen und Anleger da. Viele bekennen in der Umfrage: Sie verhalten sich klimafreundlich, kaufen weniger Plastik, fliegen weniger. Nur beim Thema Geld wird es kompliziert.
Mangelndes Wissen über grüne Anlagen
Viele machen sich Sorgen, grüne Anlagen könnten sie am Ende Geld kosten, erklärt Victor Gojdka aus dem ARD-Börsenstudio. Dabei kommen Studien zum Schluss: Nachhaltigkeit hat keinen Einfluss auf die Rendite einer Geldanlage. Weit verbreitet sei außerdem die Annahme, dass grüne Geldanlage zu kompliziert seien.
"Viele sagen: Grüne Geldanlage ist mir zu kompliziert. Da vermischt sich das Finanzlatein dann noch mit dem Ökolatein. Dann verstehe ich am Ende gar nichts mehr."
Nach einer Umfrage der Finanzaufsicht Bafin haben 60 Prozent der Befragten noch nichts grünen Geldanlagen gehört. Beratung würde also helfen, sagt Victor Gojdka. Auch die EU-Kommission hat das erkannt. Sie will Banken dazu verpflichten, Kunden zu fragen, ob sie an grünen Geldanlagen interessiert sind. Ein erster Schritt, der aber nicht darüber hinwegtäuschen sollte: Die Menschen, die sich in den Banken Berater nennen, sind in Wahrheit Verkäufer. Victor Gojdka ist also skeptisch, dass wir bei diesen Verkaufsgesprächen in den Genuss einer unabhängigen Beratung kommen.
"Was ist eigentlich grün? Das liegt immer auch im Auge des Betrachters."
Die EU fordert ein Siegel für grüne Geldanlagen. Ganz ähnlich wie beim Putzmittel im Supermarkt. Wir sollen also schnell erkennen können: Dieser oder jener Fonds kommt für mich infrage, wenn ich mich nachhaltig verhalten will. Die ganz entscheidende Frage klärt Brüssel allerdings nicht: Nachhaltig, was heißt das eigentlich? Das wird am Beispiel der Atomkraft deutlich: Während sie bei deutschen Anlegern wohl nur schwer ein grünes Siegel bekommen dürfte, sieht die Sache in Frankreich anders aus: Dort ist oft zu hören: Atomkraft ist eine grüne Zukunftstechnologie, weil sie kein CO2 ausstößt.
Von unabhängigen Beratern informieren lassen
Wer auf grüne Geldanlage setzt, dem rät Victor zunächst für sich festzulegen, was sie oder er eigentlich will: Kohle ausschließen, in Wasserprojekte in Entwicklungsländern investieren? Kurz: Wir sollten uns selber Gedanken machen und uns dann mit einer Verbraucherzentrale zusammensetzen, die uns unabhängig beraten kann. Und dann sollten wir schauen: Was will ich und was bringt dem Klima etwas. Und im Anschluss gilt es noch, das Ganze in Einklang zu bringen.