Michael Garcia hat genug: der Chefermittler der Fifa-Ethikkommission sollte eigentlich Korruptionsvorwürfe aufklären, durfte aber seine Erkenntnisse nicht veröffentlichen. 400 Seiten Bericht für den Giftschrank.
Kein unabhängiges Gremium, kein Ermittler, kein Schiedsgericht könne die Kultur einer Organisation ändern, so Fifa-Chefermittler Michael Garcia. Vor zwei Jahren war er von der Fifa eingesetzt worden, um Korruptionsvorwürfe aufzuklären. Seine Hauptaufgabe damals: klären, ob Schmiergeld geflossen ist, als die Weltmeisterschaften nach Russland und Katar vergeben wurden.
Zwei Jahre hat er ermittelt, ist um die Welt gejettet, hat Zeugen befragt und Akten studiert. Das Ergebnis dieser Mühen: ein 400-seitiger Bericht – der jetzt nicht veröffentlicht werden soll. Einsicht in den Bericht hatte nur ein deutscher Richter, der zu dem Ergebnis kam: im Großen und Ganzen alles in Ordnung bei der der WM-Vergabe nach Katar. Es gebe nur bei einigen Personen Ungereimtheiten – gegen die dann ja weiter ermittelt werden könne.
"Ich glaube, Garcia fühlt sich - auf gut Deutsch - verarscht."
Garcias Reaktion: Sein Material sei gar nicht vollständig bewertet worden, und die falschen Schlüsse gezogen worden. Sein Einspruch wurde vor einigen Tagen allerdings abgeschmettert. Mit einer sehr kuriosen Begründung: Ein Einspruch sei gar nicht möglich, weil es sich beim Urteil des Richters gar nicht um ein Urteil, sondern nur um eine Meinung handele.
Stattdessen musste sich Garcia vor einem anderen Gremium rechtfertigen, weil er gedroht hat, den Fifa-Bericht komplett zu veröffentlichen. Die Diskussionen um die Entscheidung für Russland und Katar ist für die Fifa damit abgeschlossen. Bleibt die Frage, ob sich das Theater um den Chefermittler auf die erneute Kandidatur von Fifa-Boss Sepp Blatter auswirkt.