Obwohl Fidschi und die anderen Inselstaaten kaum Treibhausgase ausstoßen, gehören sie zu den verwundbarsten Ländern der Erde. Das Dorf Vunidogoloa auf Fidschis zweitgrößter Insel Vanua Levu ist eines der ersten Dörfer weltweit, die wegen des Klimawandels umgesiedelt wurden.
Mit Fidschi übernimmt erstmals ein kleiner Inselstaat aus Ozeanien die Präsidentschaft der UN-Klimakonferenz. Fidschi selbst kann solch eine Großkonferenz nicht ausrichten, daher werden die Verhandlungen (vom 6. bis 17. November) in Bonn geführt, wo sich der Sitz des UN-Klimasekretariats befindet. Der steigende Meeresspiegel und heftige Wirbelstürme als Folge des Klimawandels werden den Insulanern immer mehr zum Verhängnis.
Das umgesiedelte Dorf Vunidogoloa
An der südlichen Seite von Fidschis zweitgrößter Insel Vanua Levu lag vor einigen Jahren noch das Dorf Vunidogoloa. Jetzt steht hier nur noch eine Handvoll verlassener Holzhäuschen, zum Teil versunken im Sand. Der schmale Küstenstreifen ist verwüstet: umgestürzte Bäume, abgeknickte Palmenzweige, Geröll. Etwa zehn Meter vor der Küste ragt ein Baumstamm aus dem Meer. Soweit also hat sich der Pazifik ins Land gefressen. 2014 ist das Dorf umgesiedelt worden.
Sabine Minninger, Klimareferentin von Brot für die Welt, hat den Umsiedlungsprozess Vunidogoloas begleitet. Die Dorfbewohner von Vunidogoloa hätten dabei sogar in Kauf genommen, das nötige Geld selbst aufzubringen, sagt Sabine Minninger.
"Das haben sie gemacht, indem sie ihre Waldbestände vermietet haben an die Regierung. Damit haben sie zwei Drittel der Kosten bestritten, das andere Drittel hat die Regierung übernommen."
Minninger fordert von den Industrieländern, für solche Kosten aufzukommen. Schließlich liegt es an der globalen Klimaerwärmung, dass der Meeresspiegel steigt: Wärmeres Wasser dehnt sich schneller aus, hinzu kommt das Abschmelzen der Gletscher.
Das neue Vunidogoloa
Einige Kilometer weiter im Inland steht nun das neue Vunidogoloa. Die mintgrün gestrichenen Häuschen verteilen sich über einen Hügel. Die Bewohner haben sich lange geweigert umzuziehen, denn in Fidschi haben Grund und Boden eine spirituelle Bedeutung, sind Teil der Identität. Sivo Vulimai ist 24 und lebte in dem alten Dorf.
Sivo weiß, dass der Klimawandel die Ursache für die Überflutung ihres alten Dorfes ist. Und sie hält den Klimawandel für eine Strafe Gottes.
"When rain comes, it's flooding and it makes erosion, that's climate change. I think it's God's plan. Because people are being bad."
Über Klimawandel und seine Ursachen versucht das Netzwerk PICAN die Menschen in den Dörfern aufzuklären, und damit zum Handeln zu bewegen. Koordinator für das Netzwerk, das national wie global gegen Klimawandel kämpft, ist Krishneil Narayan.
Unsere Reporterin Tini von Poser trifft den 30-Jährigen in einer Hotelbar in Suva: Wie viele Fidschianer hat er indische Wurzeln. Krishneil gibt sich kämpferisch, doch ohne jemals die in Fidschi übliche Gelassenheit zu verlieren. Seit der UN-Klimakonferenz von Kopenhagen 2009 ist er jedes Jahr bei den Verhandlungen dabei.
"We will address climate change, we will fight climate change, we are not losing hope."
Viele weitere Dörfer an den Küsten der Fidschi-Inseln müssten ebenfalls in den nächsten Jahren umsiedeln. Niedrige Atollstaaten, wie Tuvalu und Kiribati, werden laut Experten bald unbewohnbar werden. Längst hat ein neues Kapitel in der Geschichte des Klimawandels begonnen: das Kapitel der Umsiedlungen.
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