So langsam herrscht Gewissheit: Einen normalen Festivalsommer wird es auch dieses Jahr nicht geben und viele große Festival sind bereits abgesagt worden. Ob es zumindest für den Spätsommer noch klappen könnte, hängt jetzt vor allem von klareren Ansagen aus der Politik ab.
Rock am Ring, Rock im Park, Hurricane, Southside, das Melt und auch das Splash – die ganz großen Festivals werden auch 2021 nicht stattfinden. Aber was ist mit kleineren Festivals, die im Spätsommer stattfinden könnten? Wir haben beispielsweise über das SNNTG-Festival berichtet, das jährlich in Hannover stattfindet. Das ist nur eines vieler Veranstaltungen, bei denen die Planerinnen und Planer Konzepte und Ideen vorgelegt haben, wie ein Festival in Corona-Zeiten funktionieren könnte.
Doch was noch fehlt, sind konkrete und vor allem verbindliche Ansagen aus der Politik, sagt auch Johannes Teller, Veranstalter des SNNTG-Festivals. Das Festival ist eine von insgesamt 32 niedersächsischen Veranstaltungen, deren Veranstalter und Veranstalterinnen sich zusammengetan und ein Positionspapier herausgegeben haben. Darin fordern sie die Politik auf, die Festival-Saison verbindlich planbar zu machen. Dazu gehört auch die Idee einer Task Force, in der "verbindliche Qualitäts- und Beurteilungskriterien" für Festivals entwickelt werden sollen.
Es mangelt an klaren Ansagen
Diese Task Force hätte allerdings schon längst ihre Arbeit aufnehmen müssen, doch es fehlen die Ansagen aus der Politik. Konkreter: aus den Landesregierungen und von der Bundesregierung. Klarheit könnte beispielsweise geschaffen werden, indem sich die Politikerinnen und Politiker darauf einigen, unter welchen Bedingungen Festivals stattfinden könnten, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anke van de Weyer. Laut Kulturstaatsministerin Monika Grütters sei dies Aufgabe der Länder und Kommunen.
"Es könnte beispielsweise Klarheit geschafft werden, indem sie sich jetzt verbindlich darauf festlegen würden: Unter welchen Bedingungen können Festivals behördlich genehmigt werden."
Dann käme allerdings noch die Frage hinzu: Was passiert, wenn Festivals von behördlicher Seite aus abgesagt werden würden? Veranstalterinnen und Veranstalter wünschen sich in diesem Fall eine Art Versicherung oder Förderung, dass sie zumindest nicht auf den Kosten sitzen bleiben, die sie bereits für die Planung ausgegeben haben. Doch in den aktuellen Beschlüssen der Bund-Länder-Konferenz sei von Veranstaltungen nicht mal die Rede, sagt Anke van de Weyer.
Finanzielle Unterstützung in weiter Ferne
Deshalb ist es auch eher unwahrscheinlich, dass Veranstalter mit einer Art Versicherung rechnen können. Heike Traeger, Pressesprecherin vom niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, hat uns dazu geschrieben, dass im Förderprogramm zur Bewältigung der Auswirkungen der Pandemie keine Mittel "für den Fall einer behördlichen Absage einer bereits genehmigten Kulturveranstaltung vorgesehen" seien. Anders könne es aussehen, wenn die Veranstaltung vom Land gefördert würde.
Über eine mögliche Task Force sei bisher auch noch keine Entscheidung getroffen worden. In anderen Bundesländern dürfte es derzeit ähnlich verlaufen, vermutet Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anke van de Weyer.
Auf Bundesebene ist schon seit Ende letzten Jahres ein Sonderfonds vom Bundesfinanzministerium für die Kulturbranche geplant, der genau diese Ausfälle abdecken könnte. Wann dieser allerdings kommen und wie er konkret aussehen könnte, das ist ebenfalls noch nicht ganz klar kommuniziert worden.
"Im Gespräch ist schon seit Ende letzten Jahres ein Sonderfonds für die Kulturbranche, der auch solche Ausfälle abdecken könnte. Aber da ist gerade auch noch nicht klar: Wann kommt der und wie sieht der konkret aus?"
Begründet werden die schwammigen Ansagen von den Landesregierungen sowie der Bundesregierung oft mit einer "ungewissen pandemischen Entwicklung".
Geplante Veranstaltungen möglicherweise von städtischer Seite aus
Wenn es also dieses Jahr überhaupt noch Festivals geben sollte, dann vermutlich erst im Spätsommer – für Juni und Juli sind Veranstaltungen aus organisatorischer Sicht gar nicht mehr umsetzbar. Möglicherweise könnte es zumindest wie bereits im letzten Jahr kleine Veranstaltungen vonseiten größerer Städte geben. Die Stadt München hatte zum Beispiel die Veranstaltungsreihe Sommer in der Stadt organisiert, bei dem kleinere Veranstaltungen von August bis Oktober durchgeführt wurden.