Sonntagabend lief im Ersten "Feinde" nach Ferdinand von Schirach. Ein "TV-Experiment" in zwei Teilen, dieselbe Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt: Aus der eines ermittelnden Polizisten und der des Strafverteidigers des Angeklagten. Dabei entstand durchaus der Eindruck, die Zuschauer könnten zu einer der beiden konträren Haltungen "überredet" worden sein.
Zuerst fällt es gar nicht weiter auf: Beide Filme à 90 Minuten sind fast exakt gleich aufgebaut: Die zwölfjährige Tochter aus reichem Haus macht sich morgens auf den Weg zur Schule und wird gekidnappt. Der Erpresser fordert fünf Millionen Euro Lösegeld. Polizist Nadler (großartig: Bjarne Mädel) ermittelt. Er presst das Geständnis aus dem Hauptverdächtigen durch Folter heraus – während des folgenden Prozesses kommt alles ans Tageslicht. Einmal alles erzählt aus Nadlers Sicht, in der anderen Version aus der des Strafverteidigers (statisch, hölzern: Klaus Maria Brandauer).
Regisseur erläutert, ob und inwiefern wir bei "Feinde" beeinflusst wurden
Ein "TV-Experiment" - dieselbe Geschichte nacheinander aus zwei Perspektiven erzählt. Der Polizist wirbt um Verständnis, er wollte das Leben des Mädchens retten. Der Strafverteidiger plädiert: Jede Form von Folter ist komplett verboten – nicht ohne Grund.
Was aber, wenn wir als Zuschauer das Gefühl bekommen, trotzdem bei unserer Meinungsbildung manipuliert worden zu sein? Was genau da passiert ist, besprechen wir in dieser Ausgabe "Eine Stunde Film" mit dem Regisseur von "Feinde", Nils Willbrandt.
Dritte Staffel von "Charité" startet
Ebenfalls neu im Ersten ist ab dem 12. Januar (und schon ab 5. Januar 2021 in der Mediathek) die dritte Staffel der Erfolgsserie "Charité". Sie spielt Anfang der 1960er-Jahre – die erste von sechs Folgen startet eine Woche vor Mauerbau. Die weltberühmte Klinik liegt genau an der BRD-DDR-Grenze, allerdings auf der Ost-Seite Berlins. Eine wieder mal großartige Ausstattung trifft auf die bisher vielleicht spannendste Backstory der Serie.
Außerdem hat sich Anna Wollner für uns einen trashigen und einen sehr brillanten Jahresstart angeguckt: "Pieces of a Woman" und "Asphalt Burning". Welcher Film welches Attribut verdient? Hört euch die Folge an.