Felicia Ewert ist Expertin für Transfeindlichkeit. Sie hat sich damit nicht nur lange beschäftigt, sondern die Diskriminierung auch immer wieder zu spüren bekommen. Felicia ist eine lesbische trans Frau. Das kratze an klassischen Konzepten von Weiblichkeit und Männlichkeit.
Schon der normale Alltag kann recht herausfordernd sein: "Auch wenn wir mitten in der Gesellschaft sind, kann es sein, dass wir wesentliche Teile unseres Lebens verschweigen müssen – aus Sicherheitsaspekten", sagt Felicia Ewert. Sie hat sich in ihrer Bachelorarbeit mit geschlechtlicher Marginalisierung beschäftigt und die Arbeit auch als Buch veröffentlicht. Der Titel: "Trans. Frau. Sein."
"Ich möchte, dass respektiert wird, dass ein wesentlicher Teil meines Lebens weg ist, weil ich nicht so leben konnte, wie ich es heute kann."
Felicia wurde bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeordnet, konnte sich damit aber nicht identifizieren, denn sie ist eine lesbische trans Frau. Davon würden sich vor allem cis Männer regelmäßig angegriffen fühlen, sagt Felicia. Dabei geht es also um Männer, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
"Ich mache überhaupt nichts, ich existiere nur", sagt Felicia. "Doch damit greife ich Überzeugungen von Männern offenbar an."
Das liegt ihrer Auffassung auch daran, dass trans Menschen immer noch als Abweichung einer Ordnung dargestellt werden, die auf heteronormativer Männlichkeit und Weiblichkeit beruhe: "Trans wird als etwas dargestellt, was sich außerhalb von männlich und weiblich bewegt", sagt Felicia. "Als ob trans etwas fehlerhaftes sei, was repariert werden müsse."
Etwas Ähnliches gelte auch für Menschen, die sich keinem Geschlecht (eindeutig) zugehörig fühlten würden, weil sie non-binär oder fluid seien.
"Transgeschlechtlichkeit wird immer noch häufig als etwas definiert, das außerhalb von männlich und weiblich ist."
Wenn trans Menschen ihren Namen und den Eintrag im Personalausweis zum Geschlecht ändern lassen wollen, dann können sie das durch ein Gerichtsverfahren veranlassen. Das ist im so genannten Transsexuellen-Gesetz geregelt. Das legt auch fest, dass Gutachter*innen einschätzen müssen, ob sich die Personen ihrer Sache auch wirklich sicher sind.
Genau das empfinden viele trans Menschen wiederum als Grenzübertretung. "Wie viele Leute werden gezwungen, ihr Geschlecht vor Gericht beweisen zu müssen?" Bei dem Verfahren spielen auch klassische Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit eine Rolle, welche Kleidung man trage, welche Frisur man habe und wie man die eigene Sexualität lebe.
"Es geht auch immer darum, Erwartungen zu erfüllen", sagt Felicia. Das gelte vor Gericht, aber auch im normalen Alltag.
"Ich habe einige Jahre dafür gebraucht, um vor dem Spiegel zu stehen und zu sagen: Das darfst du tragen, das fühlt sich gut an. Und wenn du morgen Bock auf ein Kleid hast, dann machst du das eben. Das ist völlig in Ordnung."
Im Deep Talk spricht Felicia Ewert mit Sven Preger über Transfeindlichkeit, Rollenbilder und darüber, warum das Leben heute viel intensiver ist als früher.
Wir freuen uns über eure Mails an mail@deutschlandfunknova.de