In Südafrika protestieren Studenten gegen die Erhöhung der Studiengebühren - auf der Straße und im Netz unter #FeesMustFall und #FreeEducationForAll. Es sind die größten Proteste seit der Anti-Apartheidsbewegung.
Der Höhepunkt der Proteste ist vorbei - zurzeit geht es um die politische Aufarbeitung. Dass die Proteste auch gewalttätig waren, zeigen Bilder wie dieses, das die BBC am 23. Oktober bei Twitter gepostet hat. Es zeigt eine #FeesMustFall-Demonstration in Pretoria.
Die meisten Unis haben in dieser Woche wieder geöffnet, trotzdem gibt es vereinzelt noch Proteste - zum Beispiel an der Wits-Universität in Johannesburg. Dort sind einzelne radikale Gegner der Studiengebühren auf die Straße gegangen und haben Autos angezündet, erzählt Jan-Phillipe Schlüter, Korrespondent in Südafrika. "Da bin ich mir nicht sicher, ob das ein ernsthaftes Protestieren ist, oder blinde Zerstörungswut."
Seit ein paar Tagen kommt Südafrika zurück zur Normalität. Ein Grund dafür: Jacob Zuma, der südafrikanische Staatspräsident, hat zugesichert, dass die Studiengebühren 2016 doch nicht steigen werden.
Studieren in Südafrika
In Südafrika kostet das Grundstudium 2000 bis 4000 Euro - egal, ob die Studenten aus reichen oder ärmeren Verhältnissen kommen. Gerade für die Studenten aus weniger begüterten Elternhäusern sind solche Studiengebühren nicht finanzierbar. Auslöser für die Proteste war die Ankündigung der Wits-Universität in Johannesburg die Studiengebühren um 10,5 Prozent anzuheben.
"An der Wits-Universität kostet das Medizinstudium 12.000 Euro. Das ist irrwitzig! Wie soll sich ein schwarzer Jugendlicher aus Soweto das leisten? Das heißt, nur Weiße können Medizin studieren."
In Südafrika gibt es auch 21 Jahre nach dem Ende der Apartheid immer noch eine Kluft zwischen den reichen Weißen und den armen Schwarzen. Bei den Studentenprotesten geht es um echte Chancengleichheit. Darum gibt es neben dem Hashtag #FeesMustFall auch den Hashtag #FreeEducationForAll
Freie Bildung für alle?
Freie Bildung für alle ist mittlerweile Thema im südafrikanischen Parlament und dabei geht es vor allem um eine Frage: Wie soll das bezahlt werden? "Wenn die Studiengebühren wegfallen, fallen hunderte Millionen Euro weg. Das können die Universitäten gar nicht leisten, wenn sie das Geld nicht vom Staat zurückbekommen", sagt Jan-Phillipe Schlüter. Eine Lösung könnte sein, dass zuerst die Menschen aus armen Verhältnissen freien Zugang zur Bildung bekommen. Studienzuschüsse gibt es zwar schon in Südafrika, allerdings für zu wenige Studenten.
"Da gibt es schon Unterstützungen und Kredite und vom Staat eine Stiftung, die das Studium erstmal vorfinanziert. Viele sagen, dass viel mehr Studenten in den Genuss dieser Zuschüssen kommen müssten, damit mehr Menschen an die Unis kommen."
Zurzeit gehen vor allem die Born-Frees in Südafrika auf die Straße, sagt Jan-Phillipe Schlüter. "Das sind die Leute, die zur Welt kamen, als die Apartheid schon vorbei war." Die Apartheid kennen sie nur aus den Geschichten ihrer Eltern. Heute kämpfen die Studenten gegen eine Apartheid im Bildungssystem. Deswegen beziehen sie sich in ihren Demonstrationen auch auf die Proteste der 60er und 70er Jahre.