Sie ist günstig, kurzlebig und oft nicht wiederverwertbar: Billigmode. Seit der Corona-Pandemie quellen die Altkleidercontainer über. Das Problem: Recyclingunternehmen können nicht davon profitieren – denn Fast Fashion ist oft nicht recyclebar oder enthält schädliche chemische Fasern.
Unzählige Giveaway-Kisten auf den Straßen und die Altkleidercontainer quellen über: Seit Corona misten die Leute aus – noch mehr als sonst. Eigentlich eine gute Sache, doch Experten sagen: In Deutschland sammeln sich immer mehr Alttextilien an. Das hat eine Studie des Bundesverbandes Sekundärstoffe und Versorgung ergeben. Und das ist nicht gut, finden sie, denn die Textilien würden sich immer weniger für das Recycling eignen.
Textilbranche muss mehr Verantwortung übernehmen
Die Altkleidercontainer werden voller. Das zeigen die Zahlen: Denn pro Einwohner und Jahr ist es ein Kilo mehr geworden. Im Jahr 2015 haben die Deutschen pro Kopf 14 Kilogramm ausgemistet. Drei Jahre später waren es dann etwas mehr als 15 Kilo – und die Tendenz sei weiterhin steigend, sagen Experten.
Die Studienautoren vom Bundesverband Sekundärstoffe und Versorgung machen dafür die Fast-Fashion-Hersteller verantwortlich, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Teresa Nehm. Es gebe immer mehr Kollektionen, ständig wechselnde Trends und die Kleidung sei billig und gehe schnell kaputt.
"Jedes Jahr gibt es mehr Kollektionen, die Trends wechseln ständig – und das altbekannte Problem: Die Kleidung ist billig und nicht sonderlich strapazierbar. Sie geht also schnell kaputt."
Die Inhalte der Altkleidercontainer, die recycelt werden, müssen im ersten Schritt sortiert werden: nach Baumwolle, Polyester und Mischtextilien. Die Qualität der Textilien sei häufig sehr schlecht, sagt Teresa Nehm. Das sei
wiederum ein Problem für das mechanische Recycling. Und das chemische Recycling steckt noch mitten in der Entwicklung. Momentan sei es noch zu teuer und verbrauche zu viele Ressourcen, sagt Bernd Gulich vom Sächsischen Textil-Forschungsinstitut.
"Bei der mechanischen Aufbereitung gilt: Schlechteres Ausgangsmaterial bedeutet schlechteres Ergebnis des Recyclingprozesses. Für das chemisches Recycling ist die Qualität des Ausgangsmaterials zweitrangig. Aber das ist im Moment noch zu teuer."
Mischtextilien unbrauchbar
In der Studie werden auch Mischtextilien kritisiert. Darunter fallen zum Beispiel Pullis aus Baumwolle, Polyester und Elastan. Die Fasern lassen sich schlecht voneinander trennen. Deshalb finden Recycling-Unternehmen keine Abnehmer für die recycelten Textilien, sagt Bernd Gulich.
"Die Mischformen sind das Problem. Das Material kann nicht mehr als Faserstoff eingesetzt werden."
Der Bundesverband Sekundärstoffe und Versorgung sagt, das Geschäft des Recyclings lohnt sich nicht mehr, weil die Textilien teilweise nur noch aufwendig oder gar nicht recycelbar sind – das ist teuer und nicht sonderlich nachhaltig. Der Aufwand wird also immer größer, der Erlös aber kleiner.
Deshalb werde immer mehr aus der Altkleidertonne verbrannt, sagt Teresa Nehm: Im Jahr 2013 waren es acht Prozent der Kleidung. Nur drei Jahre später waren es schon zwölf Prozent. Tatsächlich recycelt werden nur 14 Prozent der Inhalte von Altkleidercontainern. Rund 60 Prozent werden nach wie vor als Second-Hand-Mode weiterverkauft.
"Die Abnehmer von recycelten Stoffen haben Qualitätsansprüche und diesen gerecht zu werden mit dem, was die Altkleidertonne hergibt, das wird immer schwieriger."
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