Vor sechs Jahren haben Jelle Martens und sein Partner in den Niederlanden ihr erstes Kind bekommen: Olaf. Und zwar zusammen mit einem lesbischen Pärchen. Mittlerweile hat Olaf auch noch eine Schwester. Die beiden schwulen Väter und die beiden lesbischen Mütter kümmern sich gleichberechtigt um ihre Kinder. Die Niederländer sind mittlerweile sogar so weit, dass sie darüber nachdenken, ihr Familienrecht an moderne Familienmodelle anzupassen.
Vor achten Jahren war es soweit: Jelle Martens und sein Partner wollten ein Kind bekommen. Aber als homosexuelles Paar war das gar nicht so leicht. Über die niederländische Stiftung "Meer dan gewenst" haben Jelle und sein Partner schließlich ein lesbisches Paar gefunden. Zusammen sind die vier eine moderne Großfamilie: zwei Väter, zwei Mütter, zwei Kinder.
"Zusammen mit meinem Mann und zwei Frauen haben wir zwei Kinder. Die verstehen sehr gut, dass die zwei Mütter und zwei Väter haben."
Um die Erziehung ihrer Kinder kümmern sich die vier Eltern gleichberechtigt, das haben sie auch notariell so geregelt. Vor dem Gesetz sind die vier Eltern allerdings noch nicht gleichberechtigt. Das könnte sich in den Niederlanden aber vielleicht bald ändern. Eine staatliche Kommission in den Niederlanden knöpft sich gerade das Familienrecht vor. Was muss sich ändern, damit es stärker an die Realität angepasst wird?
Vier gleichberechtigte Elternteile?
Die Staatskommission unterscheidet zwischen biologischen und rechtlichen Eltern und schlägt vor, dass jedes Kind bis zu vier juristische Elternteile haben kann. Alle vier Eltern wären dann gleichberechtigt. Wer diese Rechte bekommt, soll schon vor der Geburt eines Kindes festgelegt werden. Außerdem soll auch genau geregelt werden, wie diese juristischen Eltern sich den Lebensunterhalt aufteilen. Die Rechtsanwältin Martina Schürmann findet diese Idee grundsätzlich gut, sieht aber auch Gefahren, wenn zum Beispiel vier Eltern in Erziehungsfragen nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen.
"Bei vier Beteiligten ist die Wahrscheinlichkeit, dass Meinungsverschiedenheiten entstehen, natürlich noch höher, als wenn nur zwei sorgeberechtigte Personen da sind."
Wir alle wissen, wie sehr sich schon zwei Eltern fetzen können. Auch Jelle Mertens hat diesen Einwand schon oft gehört. Die Sache mit den streitenden Eltern betrachtet er auch von einer anderen Seite: Wenn sich bei vier Eltern ein Paar trennt, bleibt immerhin noch eine andere heile Familie als Rückzug für die Kinder. Und noch etwas Gutes hat so ein geteiltes Eltern-Dasein, sagt er: Es ist viel stressfreier, jedes Elternpaar kann mal ausschlafen und ausgehen.