Wer hat den Agenten Sergej Skripal vergiftet? Darüber wird heftig gestritten. Die Frage soll jetzt in Laboren geklärt werden. Wie das funktioniert, erklärt der Toxikologe Ralf Trapp.
Der Streit um den Giftgasanschlag auf den früheren russischen Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien stand im Mittelpunkt einer Sondersitzung des Exekutivrats der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW).
Bei der Sitzung trafen Russland und Großbritannien erstmals nach Bekanntwerden des Vorfalls aufeinander. Der russische Auslandsgeheimdienstchef Sergej Narischkin warf Großbritannien und den USA dabei vor, die Vergiftung Skripals und seiner Tochter inszeniert zu haben.
Herstellung des Nervengifts
Proben des Gifts wurden an OPCW-Labore weitergeleitet. Der Chemiker und Toxikologe Ralf Trapp hat die Organisation OPCW mitaufgebaut. Er erklärt, man könne im Moment erst mal nur sagen, um welches Gift es sich handelt. Andere Stoffe im Gift könnten aber aufschlussreich sein.
"Man guckt sich nicht das Gift an, sondern man schaut auf die Verunreinigungen, die man zusammen mit dem Gift gefunden hat."
Die Verunreinigungen im Gift können aus der Herstellung stammen. Mit solchen Anhaltspunkten kann bestimmt werden, wer das Gift wo angefertigt hat.
Außerdem seien diese Gifte so gefährlich und müssten so behutsam behandelt werden, dass wohl ein staatliches Programm hinter der Herstellung steht, so Trapp. Darum schließt der Chemiker auch Terrororganisationen aus. Diese würden nicht über die nötige Infrastruktur verfügen.
"Die Leute haben sich vergiftet, indem sie eine vergiftete Türklinke angefasst haben. Dazu muss man wissen, wie man das Gift präpariert und transportiert."
Stoffe wie das Nervengift Novichok, das den Doppelagenten Skripal und seine Tochter verletzt hat, seien auch in Labors vorrätig, die sich auf die Bekämpfung von Chemiewaffen spezialisiert haben, sagt Trapp. Er glaubt aber nicht, dass das Gift aus so einer Forschungseinrichtung stammt. Man müsse erst abwarten, was die OPCW-Labors herausfinden.
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