Sieben junge Männer haben in einem Berliner U-Bahnhof versucht, einen Obdachlosen anzuzünden. Inzwischen ist klar: Die Verdächtigen sind aus Syrien und Libyen geflüchtet. Aber welche Rolle darf die Herkunft der Täter bei der Berichterstattung spielen?
Es sind Überwachungskameras, die zum Fahndungserfolg führen und die öffentliche Suche nach den Tätern über die sozialen Netzwerke. Sechs der Jugendlichen stellten sich daraufhin der Polizei. Gegen alle sieben ist Haftbefehl erlassen worden. Jetzt kocht erneut die Debatte hoch, ob die Herkunft der Täte eine Rolle spielt - bei der Tat selbst wie auch in der Berichterstattung.
Denn einige verdächtigen wieder pauschal Flüchtlinge als Kriminelle, andere machen die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel verantwortlich. Beide Schlüsse sind nicht durch Fakten gedeckt. Denn so abscheulich die Attacke in Berlin war: Angriffe auf Obdachlose gibt es nicht erst, seit mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe versucht seit Jahren, die Fälle aufzulisten. Zwischen 1989 und 2015 wurden über 650 Obdachlose Opfer von Körperverletzungen.
Die Zahlen zeigen: Auch bevor vermehrt Flüchtlinge nach Deutschland kamen, gab es schon Übergriffe auf Obdachlose. Es lässt sich also kein ursächlicher Zusammenhang feststellen. Genau in diesem Fall ist der Pressekodex eindeutig.
In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht.
Diese Richtlinie soll verhindern, dass Minderheiten diskriminiert werden. Wie wichtig das ist, zeigen die Hass-Tiraden und Vorurteile, die auch nach diesem Fall wieder verbreitet werden, nicht nur in den sozialen Netzwerken.
Trotzdem hat sich die Nachrichtenredaktion des Deutschlandradios entschlossen, die Herkunft der Täter zu nennen. Denn es gibt eine Debatte über Flüchtlinge und Integration in Deutschland. Und da kann man natürlich schon die Frage stellen: Läuft generell was schief, wenn minderjährige Flüchtlinge einen Obdachlosen angreifen? Denn dann wäre es Aufgabe der Politik.