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Fake Facts

Wo Verschwörungsmythen herkommen und was wir dagegen tun können

Wir sitzen entspannt mit Freunden zusammen, haben einen netten Abend und plötzlich kommt das Gespräch auf Corona und den vermeintlichen Schwindel dahinter – die Interessen der Pharmalobby, Bill Gates und die beabsichtigte neue Weltordnung. Die Psychologin Pia Lamberty und die Publizistin Katharina Nocun sprechen in ihren Vorträgen über Verschwörungsmythen und der Psychologie dahinter.

Die Tante, der Nachbar, der Freund – Menschen, von denen wir das nicht für möglich gehalten hätten, verbreiten krude Ansichten. Sie schicken uns Links oder machen merkwürdige Bemerkungen. Bisher waren Verschwörungserzählungen für viele ein Phänomen irgendwo ganz tief im Netz. Jetzt gehen die Anhänger solcher Erzählungen auf die Straße oder werden im Freundeskreis aktiv. Höchste Zeit sich zu informieren, denken dann manche von uns.

Pia Lamberty und Katharina Nocun haben im Mai das Buch zum Thema herausgebracht, "Fake Facts. Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen". Inzwischen geht es in die fünfte Auflage. In ihrem Vortrag beleuchten sie, was die Psychologie hinter manchen Verschwörungsmythen ist.

"Wir wissen aus der Forschung, dass Menschen in Situationen, in denen sie keine Kontrolle haben, stärker an Verschwörung glauben. Dass sie Muster sehen, wo keine sind."
Pia Lamberty, Psychologin an der Universität Mainz

Der Verschwörungsglaube macht unübersichtliche Sachverhalte greifbar, die Gefahr bekommt ein Gesicht. Insofern können Verschwörungserzählungen als Umgangsstrategie zur Lebensbewältigung betrachtet werden, sagt Pia Lamberty. Wie anfällig jemand für solche Erzählungen ist, hänge von verschiedenen Faktoren ab.

  • Demnach sind Männer empfänglicher für solche Erzählungen als Frauen.
  • Und ein formal niedriger Bildungsgrad macht anfälliger dafür als ein hoher.

Keine Rolle (mehr) spielt, sagt Pia Lamberty, ob ich in Ost oder West geboren wurde, wie alt ich bin oder ob ich eine Migrationsgeschichte habe. Gerade Gesundheits-, Medizin- und Therapiethemen scheinen im Zusammenhang mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Verschwörungsmentalität zu stehen.

"Die WHO hat vergangenes Jahr gesagt, dass sogenannte Impfskeptiker eine globale Bedrohung darstellen."
Pia Lamberty, Psychologin an der Universität Mainz

Katharina Nocun bezeichnet das zunehmende Eintauchen in die Welt der alternativen Fakten und Verschwörungserzählungen als eine Art "Imprägnierung" der einzelnen Anhänger.

"Die Mitglieder der Gruppe werden mit diesem Glauben an eine große Medienverschwörung imprägniert. Und jede Kritik perlt dann an ihnen ab."
Katharina Nocun, Publizistin

Sie schildert, in welchem Zusammenhang dieser Glaube und das politische Verhalten stehen. Dabei beleuchtet sie auch die Aktivitäten der Gruppe, die sich QAnon nennt. Und: Sie sagt, was wir als Einzelne und als Gesellschaft tun können, wenn wir bemerken, dass Menschen abdriften.

"Je früher ich einschreite, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich jemanden davor bewahren kann, ganz tief im Kaninchenbau dieser Verschwörungserzählungen zu versinken."
Katharina Nocun, Publizistin

Der Vortrag:

Pia Lamberty forscht als Doktorandin am Lehrstuhl für Sozial- und Rechtspsychologie der Johannes Gutenberg Universität Mainz. Katharina Nocun arbeitet und publiziert zu den Themen Bürgerrechte, Technologie und Datenschutz. Ihren Vortrag mit dem Titel "Fake Facts. Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen" haben sie auf Einladung des AStA Rostock online gestreamt, am 1. Juli 2020.

Weiterführende Infos

  • Auf Youtube wurde der Vortrag mit Folien live gestreamt
  • Einen weiteren Hörsaal-Vortrag von Katharina Nocun findet ihr hier.

Beratungsstellen:

Shownotes
Fake Facts
Wo Verschwörungsmythen herkommen und was wir dagegen tun können
vom 25. Juli 2020
Moderatorin: 
Katja Weber
Vortragende: 
Pia Lamberty, Psychologin Universität Mainz
Vortragende: 
Katharina Nocun, Aktivistin und Publizistin