Eine Studie der University of London lässt Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Fairtrade-Siegels aufkommen. Hält der faire Handel, was er verspricht?

Seit Monaten kursieren die Untersuchungsergebnisse von Wissenschaftler der University of London in verschiedenen Medien. Der faire Handel bringe den Kleinbauern und Arbeitern gar nicht, was er den Konsumenten in Europa verspricht, so das Fazit. Die Löhne seien nicht höher als bei konventionellen Plantagen und langfristige soziale Vorteile würden sich auch nicht einstellen. Die Fairtrade-Organisation in Deutschland, TransFair e.V., kämpft um die Glaubwürdigkeit ihres Siegels und kritisiert, die Studie basiere auf methodischen Mängeln.

Zweifelhafte Untersuchung

Unsere Wirtschaftsautorin Britta Fecke hat sich die Studie angesehen und die Verantwortlichen bei TrainsFair e.V. mit der Kritik konfrontiert. Nach Aussagen der Pressesprecherin der Organisation, Claudia Brück, basieren die Forschungsergebnisse auf zwei nicht repräsentativen Betrieben. Einer der Betriebe strebte gerade erst die Zertifizierung für den fairen Handel an und stand kurz vor der Erhöhung der Löhne. Dem anderen Betrieb wurde das Siegel entzogen, weil er zu niedrige Löhne zahlte.

Abgesehen von den zweifelhaften Untersuchungsergebnissen zeigt die Studie, dass Erntehelfer bislang aus den Strukturen des fairen Handels ausgeklammert waren. Sie leben unter dem Existenzminimum. Die Fairtrade-Organisation hat diese Kritik zum Anlass genommen, auch für die Entlohnung der Erntehelfer Standards einzuführen.

Mehr Transparenz im fairen Handel

Dennoch bleibt die Frage: Wie viel kommt vom fairen Handel bei den Kleinbauern und Landarbeitern an? Darauf, sagt Britta Fecke, lasse sich keine pauschale Antwort geben. Denn die Geldströme, so Claudia Brück gegenüber DRadio Wissen, fließen anders als im üblichen Handel und sind auch für jedes Produkt anders. "Rückgerechnet erhielten die Kaffeeorganisationen 2013 rund 15 Prozent des Endverkaufspreis", berechnet Claudia Brück. Der faire Handel basiert hauptsächlich darauf, dass den Produzenten ein Mindestpreis garantiert wird, egal auf welch niedrigem Niveau der Weltmarktpreis auch dümpelt.

"Bei Solo-Produkten wie Kaffee, Kakao oder Tee ist zu 100 Prozent Fairtrade drin."
Britta Fecke, Wirtschaftsautorin

Kritisiert wird an dem Siegel aber auch, dass Produkte wie Schokolade, die aus mehreren Zutaten bestehen, nicht aus 100 Prozent fair gehandelten Zutaten bestehen. Als fair gilt dann schon, wenn nur 20 Prozent der Zutaten fair gehandelt sind. Einen gesetzlichen Standard, aus wie vielen fair gehandelten Bestandteilen ein Produkt bestehen muss, gibt es nicht. Außer dem Fairtrade-Siegel gibt es noch andere Siegel, die jeweils ihre eigenen Standards definieren. Diese können unterschiedlich streng ausfallen. Wer sich am Ende im Supermarkt für ein fair gehandeltes Produkt entscheidet, fragt sich letztlich, wie viel Gutes er damit nun tut.

Shownotes
Fairtrade
Wie fair ist das Siegel?
vom 28. August 2014