Deutschlands Autohauptstadt macht ernst: Im kompletten Stadtgebiet gibt es ein Fahrverbot für Dieselautos. Ganz so revolutionär ist dieser Schritt aber dann doch nicht.
Hamburg war die erste Stadt in Deutschland, die dem Diesel den Kampf angesagt hatte. Doch war es ein kurzer und wenig schmerzvoller Kampf: Lediglich zwei Strecken in der Hansestadt dürfen Dieselautos nicht mehr befahren.
Und nun meldet Stuttgart das nächste Diesel-Verbot: Nicht nur für ein paar wenige Straßen, die leicht umfahren werden könnten, sondern im kompletten Stadtgebiet dürften Diesel-Autos nicht mehr unterwegs sein. Für die Autohauptstadt Deutschlands, in der Daimler und Porsche ihren Sitz haben, scheint das ein großer Schritt zu sein.
Viele Ausnahmen für Diesel
Ab dem 1. Januar 2019 gilt das Gesetz, eine Übergangsfrist läuft bis zum April. Doch das Verbot ist nicht umfassend. Ausnahmen gibt es für:
- Lieferverkehr
- Handwerker
- Schichtarbeiter
- Pflegebetriebe
Außerdem sind auch nicht pauschal alle Diesel-Fahrzeuge aus der Stadt verbannt, nur ältere Diesel mit der Euro-Abgasnorm 4 oder älter sind betroffen.
"Was Diesel der Euro-Abgasnorm 5 angeht, will die Regierung in Baden-Württemberg erst einmal abwarten, wie sich die Werte von Stickoxiden und Feinstaub in der Luft entwickeln."
Die Regierung Baden-Württembergs musste handeln: Nach einer Klage der Deutschen Umwelthilfe gegen das Land, um Fahrverbote für bessere Luft durchzusetzen, forderte das Verwaltungsgericht Stuttgart einen konkreten Plan dafür ein.
"Die Luftreinhaltepolitik wird in Baden-Württemberg nicht von den gewählten Volksvertretern, sondern durch Daimler, Porsche und Bosch bestimmt."
Auch wenn die Umwelthilfe recht bekommen hat, ist sie unzufrieden. Die Regelung sei nicht von der Regierung, sondern von den Auto-Konzernen festgelegt worden, so die Umwelthilfe: "Sie nimmt billigend in Kauf, dass weiterhin Menschen vorzeitig sterben und Kinder an Asthma und Erstickungsanfällen leiden."
Von dem Fahrverbot sind in der Region um Stuttgart circa 190.000 Autos betroffen. "Nun will man vor allem bessere Anreize für den öffentlichen Nahverkehr setzen", erklärt Doro Werkman von Deutschlandfunk Nova. "Zum Beispiel durch mehr Expressbuslinien oder indem man Elektroautos fördert." 400 Millionen Euro sollen dafür ausgegeben werden.
"Das Fahrverbot könnte noch zum Problem werden für viele Arbeitnehmer, denn die Fahrverbote zielen ja in erster Linie auf private Pkw-Nutzer."
Wer sich ab April 2019 mit einem veralteten Diesel in Stuttgart erwischen lässt, muss Bußgelder zahlen: 25 Euro für Pkw-Fahrer, 75 Euro für Lkw-Fahrer.
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