Monatelang stehen sie mit platten Reifen oder bemoostem Sattel angekettet an einem Fahrradständer. Fahrradleichen sind ein gewohnter Anblick in Städten. Vielerorts werden sie jetzt entsorgt.
Die Reifen sind morsch und die Fahrradkette rostig. Wer mit solch einem Rad in die Fahrradwerkstatt geht, kann schon mal einen Kostenvoranschlag über 150 Euro bekommen. Die wenigsten lassen das Rad dann noch reparieren, denn für den Preis gibt es auch schon gute gebrauchte Fahrräder. Da möchte man das Rad am liebsten sofort an Ort und Stelle zurücklassen. Das wäre schön, geht aber nicht.
"Es ist halt auch so, dass viele sich einfach ein neues Fahrrad kaufen und das nicht in den Sperrmüll bringen wollen und einfach irgendwo abstellen. So: 'Hoffentlich wird's geklaut.'"
Die Empfehlung der Fahrradwerkstatt: Man soll es zum Werkstoff-Center bringen und dort entsorgen. Doch das ist ohne eigenes Auto ziemlich aufwendig. Viel einfacher wäre es, das Fahrrad irgendwo in der Stadt abzustellen und zu hoffen, dass es jemand mitnimmt.
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Yannic Hannebohn hat die Mitarbeiter einer Firma begleitet, die den Auftrag hatten, die Fahrradleichen in München zu entsorgen. Mit einer Flex knacken sie innerhalb von ein bis zwei Sekunden die Fahrradschlösser und laden die Räder auf einen kleinen Transporter. An einem Tag kommen so 20 Fahrräder zusamen, die dann in eine Lagerhalle am Stadtrand gebracht werden.
Bis zu 6.000 verwaiste Räder im Jahr
350 verwaiste Räder stehen hier nach dem ersten Monat, 4000 bis 6000 könnten es in einem Jahr werden. Sobald die Räder in der Halle stehen, haben die Besitzer noch ein halbes Jahr Zeit, bevor sie gespendet werden: an karitative Einrichtungen, die die Fahrräder reparieren lassen. Was niemand mehr nimmt, wird als Schrott entsorgt.