Nicht nur Pflegepersonal wird dringend gesucht, auch andere Branchen beklagen einen erheblichen Fachkräftemangel. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann Stiftung. Die Situation hat sich im Gegensatz zum Vorjahr verschärft. Lösen kann das Problem eigentlich nur Zuwanderung.
Ob Koch oder Köchin, IT-Expert*innen, LKW-Fahrende oder Elektrotechniker*innen: Alle werden sie gesucht. Zwei Drittel der Unternehmen, die für eine Studie der Bertelsmannstiftung befragt wurden, gaben an, dass ihnen Fachkräfte fehlen.
"Die Situation hat sich im Vergleich zum Vorjahr verschärft und zwar vor allem bei den Jobs
für die es eine abgeschlossene Berufsausbildung braucht."
Für die Studie wurden 7.500 Entscheider*innen befragt, die in Unternehmen mit über zehn Mitarbeitenden tätig sind. 66 Prozent gaben an, dass sie mehr Fachkräfte bräuchten. Im Vorjahr sah das noch anders aus. Da waren es nur rund die Hälfte der Befragten, erklärt unsere Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Verena von Keitz.
Vor allem Fachkräfte in Ausbildungsberufen gesucht
Der Fachkräftemangel hat sich also verschärft und das vor allem in Berufen für die eine Ausbildung nötig ist. Dieser Engpass hält nicht nur seit Jahren an, sondern nimmt immer weiter zu. Das gilt übrigens nicht für Berufe, für die ein Uni oder Fachhochschulabschluss nötig ist. Dort gibt es kaum Engpässe und das ist auch seit Jahren unverändert.
Weniger junge Menschen kommen nach
Das Problem ist in Deutschland bekannt: Es gibt sehr viel mehr ältere als jüngere Menschen. Und damit sind auch mehr Jobs vorhanden, als es junge Menschen gibt, die in den Arbeitsmarkt eintreten. Noch deutlicher wird dieser Effekt in den kommenden zehn bis 20 Jahren sein. Denn dann geht die Generation der geburtenreichen Boomer-Generation in die Rente.
"Deswegen ist es auch kein Wunder, dass alle Expert*innen auf dem Gebiet seit Jahren sagen, dass eine Zuwanderungspolitik die auf Fachkräfte zielt, absolut geboten ist, um diese Lücken auszugleichen."
Das Problem kann im Grunde nur durch Zuwanderung gelöst werden. Das sagt Martin Ehler, er ist Arbeitsmarktforscher am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Doch Deutschland tue sich bisher schwer, das zu akzeptieren.
Allerdings gibt es seit kurzem einige Erleichterungen für Fachkräfte aus dem Ausland.
Sorge vor Verständigungsproblemen
Außerdem ergab die Studie auch: Ein Sechstel der Unternehmen, versucht aktiv Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren. Noch zögern allerdings auch noch viele Unternehmen. Sie haben Sorge vor Verständigungsproblemen und davor die ausländischen Abschlüsse nicht gut einschätzen zu können.
"Heutzutage gehen viel mehr Menschen an die Uni. Wenn sie dann auf dem Arbeitsmarkt eintreten, stehen Jobs wie beispielsweise LKW-Fahrer*in, nicht so weit oben auf ihrer Liste."
Neben dem demografischen Wandel, gibt es aber auch noch einen Faktor, der zu einem Mangel in vielen Branchen führt: Es gibt vielmehr Menschen, die an die Uni gehen – und dann bestimmte Berufe nicht mehr in Betracht ziehen.
Das hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass sie überqualifiziert sind. Sondern oft liegt es auch an den erschwerten Bedingungen eines Berufswechsels. Denn für viele Berufe wie etwa im Technikbereich, braucht es zusätzliche Weiterbildungen oder Ausbildungen. Viele Menschen sind nach dem Studium aber nicht bereit, das noch aufzunehmen.
Ein Leben lang derselbe Job? Von wegen!
Martin Ehlert meint: Deutschland ist im Vergleich zu anderen Ländern sehr starr wenn es um Berufswechsel geht. Denn hier würde oft noch die Idee vorherrschen, einen Beruf zu wählen und diesen ein Leben lang auszuführen.
Doch so wird die Zukunft wohl nicht mehr aussehen. Deshalb sollten auch in Deutschland Angebote zur Weiter- und Umbildung besser finanziell unterstützt und auch zeitlich angepasst werden.
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