Menschenverachtende, (kinder)pornografische oder hetzerische Inhalte sind bei Facebook verboten. Beim Löschen solcher Inhalte von deutschen Seiten hilft die Firma Arvato. Die Arbeitsbedingungen dort sind nach wie vor umstritten.
Mit ihrer Recherche über die Arbeit des Unternehmens Arvato hatten Till Krause und Hannes Grassegger, Redakteure beim SZ-Magazin, Ende letzten Jahres für Aufregung gesorgt. Die Mitarbeiter hatten von "seelisch belastenden Arbeitsbedingungen" gesprochen. Arvato ist ein IT-Dienstleister, der im Auftrag von Facebook hetzerische, gewalttätige und sexuelle Inhalte löscht.
"Wir hatten mit Leuten zu tun, die auf uns gewirkt haben wie gebrochene Menschen. Die waren traumatisiert."
Die Mitarbeiter hätten Anzeichen von posttraumatischen Belastungsstörungen gezeigt, so Krause: Sie konnten nachts nicht mehr schlafen und hatten Probleme zu essen. Die Bilder gingen ihnen einfach nicht mehr aus dem Kopf.
Der Besuch der Berliner Büroräume von Arvato war Politikern bisher verboten. Die grüne Bundestagsabgeordnete Renate Künast musste zwei Jahre warten: Jetzt durfte sie für wenige Stunden vorbeischauen.
Renate Künast spricht von "Qualitätssicherung" und "Möglichkeiten, bei Zweifel Rücksprache zu halten". Auch sei die Prüfzeit von sehr kritischen Inhalten auf zwei Stunden am Tag begrenzt.
Nicht ganz passen wollen diese Aussagen zu denen, die Arvato-Mitarbeiter den Journalisten Till Krause und Hannes Grassegger erzählt haben. Die Journalisten stehen nämlich immer noch mit den Mitarbeitern in Kontakt. Und sie sagen: Es habe sehr wohl konkrete Vorgaben gegeben, wie viele Videos und Quellen die Mitarbeiter sich anschauen müssen.
Krause sagt, er habe zwar das Gefühl, dass sich auf öffentlichen Druck hin etwas geändert habe, aber nicht genug.
"Ein Psychologe wurde angestellt - aber das sollte doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein."
Die Leute von Arvato (gehört zu Bertelsmann) und Facebook seien Profis, wenn es darum gehe, Politikern und Besuchern eine "schöne Stimmung zu präsentieren", sagt Krause.
"Sie haben zwei Jahre lang keinen reingelassen. Dass die Leute jetzt nicht heulend vor dem Rechner zusammenbrechen, wenn Frau Künast da ist, ist doch klar."
Er und sein Kollege hätte Kontakt zu verschiedenen Quellen aus verschiedenen Hierarchiestufen des Unternehmens, so Krause. Der Austausch erfolge auch im persönlichen Kontakt.
Noch lange keine rosigen Aussichten
Viele Quellen hätten davon berichtet, dass Arvato noch ein weiteres Löschzentrum in Afrika betreibt.
"Das ist wie eine Art Drohkulisse: Wenn ihr hier aufmuckt und mit Journalisten sprecht, dann gehen die Jobs nach Marokko."