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Fotos oder Videos von intimen Momenten, die gegen den Willen der Abgebildeten im Internet verbreitet werden. Das Problem ist seit Jahren bekannt, aber der Kampf dagegen mühsam. Jetzt will Facebook im Kampf gegen Rache-Pornos technisch aufrüsten.

Die Bezeichnung klingt harmlos, aber für Betroffene sind die Folgen von Rache-Pornos (Revenge Porn) häufig traumatisierend. Täter sind zum Beispiel Ex-FreundInnen oder Fremde, die irgendwie in den Besitz der Bilder gelangt sind. 

"Die betreffenden Fotos bekommen von Facebook einen unverwechselbaren digitalen Fingerabdruck – Hash-Code genannt."
Andreas Noll, Deutschlandfunk Nova

Das Ganze funktioniert ein bisschen so wie der Kampf gegen urheberrechtlich geschützte Videos im Netz: Auch Youtube erkennt über solche Hash-Codes, ob es sich zum Beispiel um eine Kopie von "Herr der Ringe" handelt. Und die muss dann gesperrt werden. 

Sperre auf Facebook und Instagram

Im Fall von Intimaufnahmen schickt ihr das betreffende Foto via FB-Messenger an euch selbst. Das Foto wird dann gesperrt und ihr könnt angeblich sicher sein, dass es nicht auf Facebook oder Instagram gepostet werden kann. 

Problem: Das gilt natürlich nur für Fotos, in deren Besitz ihr selbst seid – und nicht für heimlich gemachte Aufnahmen, wie sie bei Revenge Porn ja sehr häufig vorkommen. Wie zuverlässig die Sperre funktioniert, testet Facebook gerade in Australien.

"Angesichts der Technik, die verwendet wird, ist es allerdings gut möglich, dass Leute das System umgehen können."
Andreas Noll, Deutschlandfunk Nova

Zweifel sind angebracht

  • Wenn jemand das – in seiner Ur-Version – gesperrte Bild zum Beispiel einfach anders zuschneidet, die Sättigung ändert oder einen Ausschnitt wählt, dann bekommt das Foto einen anderen Hash-Code und ist womöglich nicht mehr auf der Schwarzen Liste von Facebook 
  • Außerdem können solche Fotos natürlich auch noch anders im Netz verbreiten werden als via Facebook und Instagram
  • Und vor allem: Um das System so zu nutzen, muss man ein immenses Vertrauen in Facebook haben und die "Datenkrake" selbst mit intimen Fotos versorgen
"Facebook sagt: Die Bilder werden ausschließlich für die Hash-Code-Berechnung verwendet und nicht gespeichert."
Andreas Noll, Deutschlandfunk Nova

Australien leidet besonders unter "Revenge Porn", deshalb wird das System auch dort getestet. Laut einer Studie der Uni Melbourne ist jede fünfte Australierin schon einmal Opfer gewesen. 

Rachepornos: Großes Problem in Australien

Die australische Regierung hat im Oktober eine nationale Plattform geschaffen – als Anlaufstelle für die Opfer. Mit dieser Plattform arbeitet Facebook jetzt auch bei seinem Test zusammen. Sollte das Facebook-System in Australien gut funktionieren, will der Konzern es auch in anderen Ländern einsetzen.

In Deutschland ist die Lage klar – rein juristisch zumindest: Nach dem Ende einer Beziehung müssen intime Fotos auf Verlangen gelöscht werden. Das hat der Bundesgerichtshof 2015 entschieden. Damals ging es um eine Frau, die eine Affäre mit einem Berufsfotografen hatte. Der musste dann alle Nacktfotos, die er gemacht hatte und die er von seiner Affäre zugeschickt bekam, löschen.  

Fotos melden geht schon jetzt

Unabhängig von dem Test in Australien könnt ihr auch jetzt schon Fotos als "Revenge Porn" bei Facebook melden. Die Bilder werden dann von einem Moderator überprüft – und sollten im Regelfall gelöscht werden. Der verbreitende Account wird gesperrt. Das ist aber natürlich nicht präventiv wie das neue System für Australien.

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Shownotes
Facebook testet neues Tool
Mit dem Hash-Code gegen Revenge Porn
vom 08. November 2017
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Andreas Noll, Deutschlandfunk Nova