Laut eines Berichts der New York Times soll Facebook verschiedenen Smartphoneherstellern einen umfangreichen Zugriff auf die Daten von Facebook-Nutzern eingeräumt haben – auch, wenn diese in ihren Privacy-Einstellungen explizit die Weitergabe dieser Informationen an Dritte ausgeschlossen hatten.
Die Wogen um den Datenskandal von Facebook und der britischen Firma Cambridge Analytica sind gerade verebbt, schon droht laut eines Berichts der New York Times neuer Ärger für das US-amerikanische Social-Media-Unternehmen.
"Laut Recherche der Zeitung sollen praktisch alle großen Smartphone-Hersteller eine ähnliche Datenzugriff-Extrawurst von Facebook bekommen haben. Und das schon seit Jahren.“
Lange Zeit war es bei den iPhones von Apple möglich, Fotos direkt auf Facebook zu posten, ohne dafür die Facebook-App zu öffnen, und auch bei anderen Smartphoneherstellern gab es ähnliche Funktionen.
Die Privacy-Einstellungen ignoriert
Solche Programmierschnittstellen, sogenannte APIs (application programming interface), scheinen für Facebook-Nutzer zunächst eigentlich ganz nützlich. Was die Handybesitzer aber nicht wussten: Den Smartphone-Herstellern war es dadurch auch möglich, auf verschiedenste Nutzerinformationen zuzugreifen, um bestimmte gerätespezifische oder herstellerspezifische Apps speziell anpassen zu können, so Michael Gessat. Und nicht nur das:
"Der Witz ist, dass die Hersteller durch diese API-Schnittstelle auch Zugriff auf die Profildaten der Freunde des jeweiligen Geräte-Users hatten, auch, wenn diese in ihren Privacy-Einstellungen explizit die Weitergabe dieser Informationen an Dritte ausgeschlossen hatten.
Lange Zeit habe Facebook gegenüber den US-Aufsichtbehörden argumentiert, dass den Smartphoneherstellern als sogenannten Service-Providern in den Facebook-AGB Sonderrechte eingeräumt wurden. "Die User hätten die quasi abgenickt und müssten also nicht explizit um Einwilligung gebeten werden. Nur waren diese Zugriffsmöglichkeiten der Hersteller öffentlich auch praktisch gar nicht bekannt", so unser Reporter.
Völlig unklar sei, ob und in wieweit sie die Daten weiter ausgewertet oder weitergegeben haben, so Michael Gessat: "Von den reinen Betroffenenzahlen her dürfte die Hersteller-Datenanzapf-Extrawurst Cambridge Analytica und andere App-Hersteller weit überschreiten, aber letztlich fanden ja die Facebook-User das vermeintliche Leck weit weniger beunruhigend als die Politik."