Die US-Dienste Facebook, Instagram und seit neustem auch WhatsApp sind in China für die normalen Bürger nicht zugänglich. Der chinesische Staat benutzt Facebook trotzdem als große Werbeplattform.
Begonnen hatte die flächendeckende Zensur von Zuckerbergs Angeboten in China mit Facebook 2009. Es folgten Instagram und seit diesem Herbst ist auch Whatsapp im Reich der MItte kaum noch benutzbar.
Aus Anlass des Trump-Besuches hat sich die New York Times angeschaut, ob der chinesische Staat eine ähnliche Facebook-Abstinenz auferlegt, wie er sie von den eigenen Bürgern verlangt. Ergebnis: Nein. Im Gegenteil. China benutzt das Netzwerk als Werbevehikel in einem großen Umfang, erklärt Andreas Noll.
"Obwohl China der einzige große Staat in der Region ist, der Facebook blockt, investiert China in Facebook-Werbung deutlich mehr Geld als seine Nachbarn."
- China ist der größte Werbemarkt in Asien, wenn man die Investitionen chinesischer Unternehmen – vor allem staatlicher Unternehmen – heranzieht
- Die Chinesen haben unzählige Medienangebote in englischer Sprache: Die englische Facebook-Seite von CCTV hat zum Beispiel mehr als 44 Millionen User, die deren Nachrichten abonniert haben
Für Werbung im Umfeld der staatlichen Medienangebote soll China mehrere Hunderttausend Dollar pro Jahr ausgeben, will die New York Times aus informierten Kreisen erfahren haben.
Chinas und Russlands Social-Media-Aktivitäten
Beim Begriff "staatliche Einmischung bei Facebook" denken viele im ersten Moment vielleicht eher an Russland als an China. Die Aktivitäten beider Staaten bei Social Media unterscheiden sich aber (noch) voneinander, sagt Andreas Noll:
"Aktuell kann man wohl sagen, dass die Russen politisch subtiler vorgehen. Die Kreml-Propaganda, um die liberale Demokratie im Westen zu destabilisieren, ist schon sehr geschickt."
Auch der Einsatz russischer Werbung im US-Wahlkampf war hocheffizient, wie bei den Kongressanhörungen in der vergangenen Woche bekannt wurde.
China war bisher auf die eigene Politik fixiert
China ist da offensichtlich noch nicht so weit – und mischt sich auch nicht direkt in die amerikanische Innenpolitik ein, sagt Andreas Noll. Das kommunistische China war bislang ein sehr auf die Innenpolitik fixierter Staat. Das kann sich aber schnell ändern.
"Erst in diesem Jahr zeichnet sich deutlich ab, dass Peking wohl eine aktivere Rolle in der Weltpolitik spielen will. Da ist dann nicht ausgeschlossen, dass auch die Social-Media-Propaganda professioneller wird."
Chinas staatliche Medien reproduzieren für das Ausland die Erfolgsmeldungen, die man dem eigenen Volk auch serviert, analysiert Andreas Noll. Nach dem gerade zu Ende gegangenen Trump-Besuch werde etwa auf der Facebook-Seite von CCTV die Partnerschaft mit den USA in den höchsten Tönen gefeiert.
"Da wird 1:1 die offizielle Propaganda der chinesischen Staatsführung veröffentlicht."
Außerdem würden immer wieder die Stabilität und die Stärke Chinas betont. Und die erfolgreiche chinesische Wirtschaft, während im Rest der Welt Chaos herrsche. In den USA fallen solche Posts in der aktuellen Form wohl eher nicht auf fruchtbaren Boden, glaubt Andreas Noll.
Die Propaganda konzentriere sich womöglich aber auch nicht so sehr auf den Westen, sondern eher auf die aufstrebenden Staaten in der Nachbarschaft Chinas oder in Afrika (in denen Facebook überall erlaubt ist). Das zeigt sich auch an den Kommentaren unter den Posts zu Trump bei CCTV: Sehr viele User kommen hier aus asiatischen Staaten.