"Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr weiter lesen würdet." So ein Satz ist Quatsch, viel zu unverbindlich! Mit Fabian Neidhardt tun wir was gegen sprachliche Weichmacher.
Sie sind überall: vielleicht, wohl, könnte. Und das ist nur kleine Auswahl der Wörter, die Fabian Neidhardt kaum erträgt. Er hat Sprechkunst in Stuttgart studiert und setzt sich für eine neue German Direktheit ein. Sein TedX-Talk "Die Vielleicht-Ära" trifft einen Nerv. Wir leben im Zeitalter der Unverbindlichkeiten. Fabian hat dafür zahlreiche Belege gesammelt – bis in die Popkultur. Früher hießen Musik-Titel noch "Love me do", heute eher "Call my maybe". Wir wollen uns einfach nicht festlegen, es gibt zu viele Möglichkeiten. Ein "Ja" für etwas ist immer ein "Nein" gegen vieles andere.
"Wir stellen den Konjunktiv mit Höflichkeit gleich."
Und das ist noch nicht alles. Häufig formulieren wir Bitten im Konjunktiv: "Könntest Du vielleicht…" Oder Bestellungen: "Ich glaube, ich würde…" Für Fabian steckt da ein größeres Problem hinter. Wir wollen uns nicht festlegen, für eine Idee oder Meinung einstehen, weil wir Angst haben, einen Fehler zu machen. "Es wird uns gesagt: "enn wir einen Fehler machen, dann sind wir draußen." Deswegen erscheint Unsicherheit die sichere Lösung zu sein. Das soll so nicht weitergehen. "Scheitern muss wieder eine Option sein", fordert Fabian.
"Mich nervt, dass Unverbindlichkeit der Standard ist!"
Denn auf lange Sicht isoliert uns diese Art der Sprache. Verbindlichkeit komme schließlich von Bindung, sagt Fabian. Er traut sich mit seinen Sprachprojekten immer wieder unter Menschen. In Eine Stunde Talk erzählt er von seinem Leben als Straßenpoet, warum er seine Schreibmaschine liebt und wie er seine Sauklaue rechtfertigt.
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