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Mehlkäfer, Hausgrille, Wanderheuschrecke: Manche Insekten dürfen laut EU-Recht zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden. Rechte Akteure spinnen daraus eine Verschwörungserzählung. Ein Vortrag der Politikwissenschaftlerin Léonie de Jonge über die Angst vor Insekten im Essen.

Mehlkäfer, Wanderheuschrecke, Hausgrille und der Getreideschimmelkäfer - diese Insekten sind seit 2021 in der EU als Lebensmittel zugelassen. Sie können also als Zutat in unserem Essen verarbeitet werden. Allerdings muss das auch klar auf der Verpackung gekennzeichnet sein.

Aus dieser neuen Verordnung spinnen rechte Akteure eine Verschwörung, wonach wir alle von den Eliten gezwungen werden sollen, Insekten zu essen. Die Politikwissenschaftlerin Léonie de Jonge untersucht die Strategien hinter dieser Verschwörungserzählung.

Das Thema Essen emotionalisiert

Essen und Esskultur werden bislang in der Rechtsextremismusforschung kaum beachtet, sagt Léonie de Jonge. Dabei ist das Thema Essen ein Medium, mit dem sich sehr effektiv ideologische Botschaften über Identität, Kultur und Tradition vermitteln lassen, erklärt die Politikwissenschaftlerin. Das Thema werde daher zunehmend von rechtsextremen Akteuren politisiert.

"Essen ist ein ganz alltägliches und emotional geladenes Thema, das alle Menschen betrifft."
Léonie de Jonge, Politikwissenschaftlerin, Universität Tübingen

Verpflichtungen gegenüber der Familie und die daraus resultierenden Geschlechterhierarchien lassen sich mit dem Thema Essen vermitteln, sagt die Politikwissenschaftlerin. Auch Konzepte der Körperkultur, der Reinheit und völkische Blut- und Bodenideologien ließen sich hier anknüpfen. Darüber hinaus ist Nahrung ein existentielles Thema, das alle betrifft.

"Wenn politische Akteure über Nahrung sprechen, berühren sie einen Bereich, der sehr stark mit Identität, Kultur und Tradition verbunden ist."
Léonie de Jonge, Politikwissenschaftlerin, Universität Tübingen

Léonie de Jonge ist Politikwissenschaftlerin am neu gegründeten Institut für Rechtsextremismusforschung an der Universität Tübingen. Ihr Vortrag heißt "Von Immigration bis Insekten: Rechtsextreme Akteur*innen und Ideologien im Wandel" und sie hat ihn am 6. November 2024 im Rahmen des Studium Generale "Rechtsextremismus: Erforschen und Entgegentreten" an der Universität Tübingen gehalten.

Shownotes
Extreme Rechte
Die Angst vor Insekten im Essen
vom 27. Dezember 2024
Moderation: 
Nina Bust-Bartels
Vortragende: 
Léonie de Jonge, Politikwissenschaftlerin an der Universität Tübingen