Sie wurde neu gegründet: die Expertenkommission Antiziganismus. Sie soll die Verbrechen der Nazis an den Sinti und Roma aufarbeiten. Aber ebenso die Diskriminierung heute. Frank Reuter forscht zu Antiziganismus und gehört zur Expertengruppe. Als er 1993 mit seiner Arbeit begann, gab es nichts zu dem Thema.
Die Expertenkommission Antiziganismus wurde im Auftrag der Bundesregierung eingerichtet und ist unabhängig. "Wir planen unsere Agenda selbst", sagt Frank Reuter. Er gehört zur Expertengruppe und forscht zu Antiziganismus.
Dennoch sind einzelne Schwerpunkte klar: Es wird um die Verbrechen an den Roma und Sinti in der Nazi-Zeit gehen. Aber auch um die Nachwirkungen der Verfolgung, die bis heute anhalten. Und es geht um die aktuelle Situation der Roma und Sinti.
Antiziganismus in der Gesellschaft
Roma und Sinti würden meist als ein Block wahrgenommen, ohne die verschiedenen Geschichten und Lebensentwürfe zu sehen, so Frank Reuter. "Dieser Begriff Sinti und Roma suggeriert eine Homogenität." Eine Homogenität, die es gar nicht gibt.
"Wir dürfen die Sinti und Roma nicht als einheitlichen Block begreifen."
"Es gibt die alteingesessenen Sinti, die seit vielen Jahrhunderten in Deutschland beheimatet sind. Die eine ganz starke deutsche Identität haben", sagt Frank Reuter. Bei den Roma gibt es kleinere Gruppen, die seit vielen Jahrzehnten in Deutschland leben, so Reuter weiter. Hinzu kommen neu zugewanderte Sinti und Roma.
Was aber die meisten Sinti und Roma betrifft, ist, dass sie in ihrem Alltag benachteiligt werden.
Es gab lange Zeit keine Aufarbeitung
Auch das ist ein Grund, warum es eine Expertenkommission braucht. Ein anderer Grund ist, dass es sehr lange gedauert hat, bis Antiziganismus überhaupt ein Thema wurde.
"Als ich 1993 mit meiner Forschung zu Antiziganismus begann, gab es dazu nichts."
Frank Reuter begann mit seiner Forschung 1993. Damals habe es nichts zum Thema gegeben. Keine Ausstellungen. In den Gedenkstätten sei der Völkermord eine Fußnote gewesen, so Reuter. 1997 gab es dann die erste Ausstellung. 2012 wurde das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin eingeweiht. Und 2019 setzt die Bundesregierung eine Expertenkommission ein.
- "Wir müssen uns wehren. Das ist unsere einzige Überlebenschance!" | Ethel Brooks ist Wissenschaftlerin, Feministin und hat immer wieder Erniedrigungen erlebt. Zuletzt bei der Einreise nach Irland. Dorthin war sie eingeladen, um beim Holocaust-Gedenktag zu sprechen. Denn Ethel ist Romni.