Wäre es nicht wunderbar, schon beim Einkaufen möglichst wenig Müll mit nach Hause schleppen zu müssen? Eine deutsche Supermarktkette testet jetzt in einigen Filialen wiederverwendbare Behälter, die die Kunden selbst mitbringen und sich dann im Markt frisch auffüllen lassen.
Unsere Welt versinkt im Müll. Der Status quo ist nicht sonderlich erfreulich: Unser Elektroschott landet in Afrika, Plastiktüten und Einwegflaschen bilden riesige Inseln im Meer und das Mikroplastik landet in den Mägen von Fischen, Schnecken und Muscheln - und damit wieder auf unserem Teller. Das soll langfristig anders werden - deshalb testen einige Supermärkte der REWE-Gruppe jetzt ein neues Modell.
- Wenn ihr Lust habt auf 200 Gramm Gouda oder 500 Hackfleisch, dann könnt ihr euch die in den Testfilialen an der Wurst- beziehungsweise Käsetheke in einen Kunststoffbehälter abfüllen lassen.
- Folien und Papiertüten, in die die Ware sonst verpackt wird, entfallen.
"Eins ist ganz wichtig: Ihr dürft mit euren mitgebrachten Behältern auf gar keinen Fall die Hygienebarriere durchbrechen."
Oben auf die Theke dürft ihr die selbst mitgebrachte Verpackung stellen. Über diese Grenze hinaus ist die private Verpackung tabu: Die Verkäufer dürfen sie nicht mit hinter die Theke nehmen, sagt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW.
Vorsicht Keime!
In den Versuchs-Filialen legt ihr eure Dose auf ein Tablett, das ihr dann auf der Verkaufstheke abstellt. Dort hinein legen die VerkäuferInnen dann die Ware, sodass der Hygienebereich nicht "kontaminiert" wird.
"Das Beste: Theoretisch könnten alle Supermarktketten in Deutschland gleich morgen damit anfangen."
Leider ist das aber nur die Theorie. In Deutschland gibt es nämlich keine einheitliche Rechtslage, sagt Phillip Heldt. Denn nicht alle Lebensmittelkontrolleure sähen die Sache gleich.
"Es liegt im Ermessensspielraum der Lebensmittel-Kontrolleure. Manche sind eben streng und sagen: Hygiene ist wichtiger als Abfallvermeidung."
Dieser "Ermessensspielraum" der verschiedenen Kontrolleure macht es natürlich den Supermarktketten - die allermeisten haben ja Filialen deutschlandweit - nicht wirklich leichter, Verpackungsmüll im Bereich von Käse- und Fleischwaren zu reduzieren.
Niedrigere Hürden bei Nudeln, Reis und Linsen:
- bei den so genannten "festen-trockenen" Lebensmitteln sind die Hürden nicht so hoch wie bei leichter verderblichen Lebensmitteln wie Fleisch
- zum einen sind Nudeln und Co. trocken, das heißt, dort vermehren sich Bakterien schlecht bis gar nicht
- außerdem werden etwa Nudeln noch ein paar Minuten gekocht – danach kann eigentlich nichts mehr schief gehen
Und wer trägt die hygienische Verantwortung?
Wenn ihr eure Wurst in der Dose nach Hause bringt und euch danach den Magen verderbt… dann ist die Schuldfrage, wer die "hygienische Verantwortung" trägt, gar nicht so einfach, sagt Phillip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW. Es komme immer auf den Einzelfall an.
Für Phillip Heldt ist eine Mischform gut denkbar: Produkte wie Nudeln, Reis, Linsen und Gemüse könnten relativ problemlos unverpackt angeboten werden. Bei Fleisch und Käse ist es seiner Meinung nach aber nicht so ganz einfach.