Lisa liebt monogam und erzählt, warum sie es sich nicht vorstellen kann, eine weitere Person in ihre Beziehung zu lassen. Paartherapeutin Sharon Brehm erklärt, warum die Entscheidung für eine Beziehungsform mit den eigenen Werten und Bedürfnissen zu tun hat.
"Such dir eine andere", ist Lisas spontane Reaktion auf die Vorstellung, ihr Freund würde eine offene oder polyamore Beziehung vorschlagen. Denn für Lisa steht fest: Sie will ihren Freund mit niemandem teilen oder sich selbst auf eine weitere Person einlassen.
Monogamie ist auch Kompromiss
Normalerweise ist sie nicht besonders eifersüchtig, sagt Lisa. Doch wenn sie sich vorstellt, dass ihr Partner sich mit einer anderen Person trifft, könnte das eine Menge Eifersucht und sogar Panik in ihr auslösen.
"Ich würde mich einer zweiten Person nicht hingeben wollen. Und ich finde es viel schöner, nur mit einer besonderen Person sein zu können."
Gleichzeitig, sagt Lisa, ist sie sich bewusst, dass Monogamie kein romantisches "Auf-immer-und-ewig" ist. Vielmehr bedeutet es, zu akzeptieren, dass kein Mensch alle Eigenschaften haben kann, die man sich von ihm oder ihr wünscht. Das stellt für Lisa aber keinen Grund dar, zu sagen: Ok, dann suche ich mir das, was mir fehlt, eben woanders.
Polyamorie sollte keine Notlösung sein
Dass ein Mensch nicht alle unsere Bedürfnisse erfüllen kann, ist ein Punkt, den auch Paartherapeutin Sharon Brehm hervorhebt. Ihrer Auffassung nach kann genau das ein legitimer Grund sein, die monogame Beziehungform zu hinterfragen.
"Wie viel Abenteuer brauche ich? Wie viel Freiheit brauche ich? Das sind alles Bedürfnisse. Und eine einzige Person kann das vielleicht gar nicht erfüllen."
Neben den Bedürfnissen sind die eigenen Werte ausschlagend dafür, ob eine monogame oder polygame Beziehung besser zu uns passt, erklärt die Paartherapeutin. Sind uns Autonomie, Freiheit und Individualität wichtig, dann ist die traditionelle Zweierbeziehung möglicherweise nicht das richtige.
Haben Loyalität, Treue, Sicherheit oder Familie Priorität, kann das darauf hinweisen, dass wir monogam gepolt sind. Da sich das aber nicht pauschalisieren lasse, rät Sharon Brehm Paaren, offen und ehrlich miteinander zu ergründen, welches Konzept zu ihnen passt. Denn das könne sich im Laufe einer Beziehung auch ändern.
"Ich glaube, dass sich Paare erlauben können, auszuprobieren, was alles möglich ist. Sobald wir in einem offenen Austausch sind, können wir auch nach kreativen Lösungen suchen."
Vor einem Schritt warnt die Paartherapeutin: Wird Polyamorie ins Spiel gebracht, weil es im Bett nicht mehr läuft, rät sie erst einmal dazu, mit dem Partner oder der Partnerin darüber zu sprechen. Denn der Vorschlag, die Beziehungsform in Zeiten einer Krise zu verändern, kann beim Gegenüber Ängste auslösen und die Probleme verstärken.
Außerdem könne man die Sexflaute auch als Chance sehen, mehr Leidenschaft in die monogame Partnerschaft zu bringen. Mit anderen Worten: Polyamorie oder eine offene Beziehung sollten mehr sein als eine vermeintlich schnelle Lösung, das langweilig gewordene Sexleben prickelnder zu machen.
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