Hanna hat den Kontakt zu ihrer ehemals besten Freundin verloren. Dann die Überraschung: Jahre später bekommt Hanna eine Nachricht von ihr. Wie wir Freundschaften pflegen oder mit dem Gefühl umgehen, kaputte Freundschaften wieder aufnehmen zu wollen, weiß die Psychologin Ulrike Scheuermann.
"Ein BFF, wie man sich das im Bilderbuch vorstellt" – so beschreibt Hanna die tiefe Freundschaft zu ihrer damaligen Klassenkameradin. Durch dick und dünn seien sie gegangen, hätten Quatsch zusammen gemacht, über jeden Mist gesprochen sowie über den aktuellen Schwarm. Total schön, meint sie.
"Ein BFF, wie man sich das im Bilderbuch vorstellt. Wir sind durch dick und dünn gegangen."
In der zehnten Klasse hätten sich ihre Wege aufgrund schulischer und beruflicher Veränderungen bei beiden getrennt, erzählt die heute 21-Jährige. Streit oder Konflikt hätte es keinen gegeben. Stattdessen kamen neue Leute und Themen ins Leben, der Kontakt zwischen ihnen sei dann irgendwann eingebrochen.
Wiederbelebung der Freundschaft
Drei Jahre später dann die große Überraschung: eine Nachricht ihrer alten Freundin. "Ich wusste erst mal gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte", sagt Hanna. Sie habe sich schon sehr gefreut, gleichzeitig aber auch ein bisschen Vorbehalte gehabt, ob es noch eine gemeinsame Basis gebe nach dieser langen Zeit ohne Kontakt.
"Dass sich jemand von damals meldet, das kann echt wertvoll sein. Es wirklich so eine Freundschaft-Wiederbelebung passieren."
Schnell hätten beide festgestellt, dass der Vibe immer noch stimmt und sie sich viel zu erzählen hatten. schließlich haben sie sich dann auch persönölich getroffen, erzählt Hanna. Ihre Freundschaft sei heute wiederbelebt, auch wenn sie sich nicht täglich schreiben und Zeit miteinander verbringen.
Hanna hat sich sehr gefreut, dass ihre Freundin sie kontaktiert hat, sagt sie. Sie selbst habe zuvor auch darüber nachgedacht, sich mal zu melden, aber nicht den Mut aufgebracht – auch aus Angst vor Ablehnung. Heute weiß sie: So was sollte man sich durchaus trauen, denn es kann eine Bereicherung für beide sein.
Kontaktaufnahme eine Wertschätzung
Dass auch lange Freundschaften oder Partnerschaften auseinandergehen können, sei völlig normal und passiert im Leben, meint die Psychologin Ulrike Scheuermann. Möchten wir zu alten Freundschaften wieder Kontakt aufnehmen, dann stehe uns aber manchmal das schlechte Gewissen im Weg, sich nicht längst schon gemeldet zu haben.
"Wir unterschätzen alle die Freude einer unerwarteten Kontaktaufnahme."
Dabei werde häufig unterschätzt, wie sehr sich die andere Person darüber freue. Die Kontaktaufnahme sei schließlich eine große Wertschätzung. Der Überraschungseffekt würde die Freude sogar noch verstärken. Ist eine Freundschaft im Konflikt auseinandergegangen, dann sollten wir diesen bei der Kontaktannahmen ruhig ansprechen. "Vielleicht können wir es auch einfach beiseite lassen, vielleicht ist es auch schon vergessen", so die Psychologin.
"Je höher die Erwartungen oder die Wünsche sind, desto größer ist in der Regel die Enttäuschung."
Die Psychologin warnt jedoch vor zu großen Erwartungen und damit einhergehenden Enttäuschungen. Es könne durchaus sein, dass der Platz, den eine Person früher für uns hatte, nun besetzt sei oder es aus anderen Gründen nicht passt. Das sei das Risiko, das wir immer in Beziehungen hätten und das wir eingehen müssen.
Freundschaft: Zeit, Hilfsbreitschaft, Ehrlichkeit
Damit sich intensive Freundschaften überhaupt entwickeln können, brauche es sehr viel gemeinsam verbrachte Zeit – teils hunderte Stunden. Das bedeutet: Wir müssen priorisieren. Ein echtes, mehrstündiges Treffen mit einer Freundin, ist viel gesünder und wertvoller als die Zeit mit Social Media zu verbringen, so Ulrike Scheuermann.
Gute Freundschaften leben außerdem von der gegenseitigen Hilfsbereitschaft, auch ist Ehrlichkeit sehr wichtig – dass man sich Geheimnisse anvertrauen kann und auch in emotional schwierigen Situationen Unterstützung erfährt, so die Psychologin.
Spüren wir aber, dass uns ein Treffen und der Austausch mit einem Menschen nicht mehr guttut, dann sei das ein Signal, die Freundschaft zu beenden oder auslaufen zu lassen. Konflikte kommen vor, aber nicht um jede Freundschaft müsse gekämpft werden. "Manchmal ist es besser, eine Freundschaft gehen zu lassen, um Platz und Raum für eine neue Freundschaft zu schaffen", sagt die Psychologin.
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