Wenn ihr an politischem Protest interessiert seid, dann könnt ihr entweder demonstrieren gehen oder euch direkt in einer Partei engagieren. Oder aber dem neusten Trend folgen: Milkshaking. Im Vorfeld der Europawahl am Sonntag sind schon mehrere Politiker in Großbritannien mit Milchshakes beworfen worden.
Das prominenteste Opfer war Nigel Farage von der Brexit Party. Er wurde am Montag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Newcastle mit einem Milchshake beworfen. Dessen Geschmacksrichtung: Banane-Salzkaramell.
Milch gegen Rassismus
Ein 32-jähriger Mann hat den Milkshake geworfen – und wurde anschließend festgenommen. Es sei eine spontane Aktion gewesen, er habe gar nicht gewusst, dass Nigel Farage in der Stadt ist, hat er der Polizei gesagt. Als er es aber erfahren habe, sei er zu einer Fastfood-Kette gegangen und habe dort für umgerechnet fast sechs Euro den Milchshake gekauft. Farages rassistische Politik sei schlimmer als ein bisschen Milch auf dem Anzug.
"Die Galle und der Rassismus, den Farage versprüht, seien deutlich destruktiver als ein bisschen Milchshake auf den Klamotten, hat der Täter anschließend gesagt."
Außer Nigel Farage sind auch der rechtsextreme Politiker Tommy Robinson und der Antifeminist Carl Benjamin von der EU-skeptischen Partei UKIP Opfer von Milkshaking geworden. Die Fälle haben sich so gehäuft, dass die Polizei vergangene Woche sogar einer Fastfood-Filiale am Rande einer Veranstaltung der Brexit-Party in Schottland verboten hat, Milchshakes und Eis zu verkaufen.
Lebensmittel werfen hat Tradition
Politikerinnen und Politiker aus Protest mit Lebensmitteln zu bewerfen, ist zwar vielleicht nicht der beste Stil, hat aber schon fast so etwas wie eine Tradition. Die populärsten Wurfobjekte sind Torten, sie werden schon seit den 60ern eingesetzt.
Eine Supermarktkette in England soll sogar ihre Sahnetorten auf deren Verletzungsgefahr geprüft haben, weil sie wiederholt für Attacken verwendet worden waren, so ein Gerücht. In den USA hatte sich die "Biotic Baking Brigade" auf Tortenwürfe spezialisiert, in Frankreich nannten sich die Aktivisten "Pâtissiers sans Frontières", also "Zuckerbäcker ohne Grenzen". Von dieser Gruppe wurden unter anderem Bill Gates und Nicolas Sarkozy beworfen.
Deutsche Tortenopfer
Auch in Deutschland gibt es prominente Tortenopfer:
- der damalige Vizekanzler Philip Rösler von der FDP
- Jörg Meuthen und Beatrix von Storch von der AfD
- Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat eine Sahnetorte wegen seiner Plagiatsaffäre abbekommen
- Sarah Wagenknecht von der Linken bekam beim Parteitag 2016 eine Schokotorte ab – sie wurde fast zum größten Thema des Parteitags
"Neben Torten werden auch noch verhältnismäßig häufig Eier oder Tomaten auf Menschen aus der Politik geworfen."
Auch Eier oder Tomaten sind beliebte Wurfobjekte. Kurz vor der Bundestagswahl 2017 wurde zum Beispiel Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Tomaten attackiert.
Täter bekommen meistens Geldstrafen
Rechtlich fällt das Bewerfen mit Lebensmitteln mindestens unter den Tatbestand Beleidigung, häufig auch unter "tätliche Beleidigung" oder "versuchte Körperverletzung", berichtet Anke van de Weyer. Die Täter bekommen oft eine Geldstrafe, die auch schnell mal über 1000 Euro liegen kann. Es gibt aber auch eine andere Möglichkeit: Im Falle des Tortenwurfs auf Beatrix von Storch hat sich die Studentin, die die Rasierschaumtorte geworfen hatte, dafür entschieden, lieber 14 Tage in Haft zu gehen anstatt 150 Euro Geldstrafe zu zahlen.