Volt will die erste europäische Partei werden und zur Europawahl 2019 antreten. Die Mitglieder kommen aus allen 28 EU-Mitgliedsstaaten und haben sich nach Brexit und Trump-Wahl als Gruppe zusammengeschlossen. "Man muss wirklich politisch aktiv werden," sagt der 28-jährige Paul Loeper, um nachhaltig die Europapolitik zu verändern.
Volt ist inzwischen eine Gruppe von 5000 Mitgliedern in allen 28 EU-Staaten, sagt Paul Loeper. Die Gruppe setzt sich dafür ein, dass Politik in Europa anders gemacht wird. Die nächsten Ziele von Volt sind, in sieben Ländern eine Partei zu gründen und eine Wahlliste mit Kandidaten aufzustellen.
In Deutschland ist die Partei ebenfalls gegründet worden, Volt Deutschland warte nur noch auf die offizielle Bestätigung, erklärt Paul. Mit der Kandidatenliste müssen die Volt-Mitglieder dann in Deutschland 4000 Unterschriften sammeln, um an der Europawahl teilnehmen zu können. Sobald die Voraussetzungen erfüllt sind, werden die Volt-Mitglieder mit dem Wahlkampf beginnen.
"Wir wollen in die Städte, wir wollen den Leuten zuhören und wollen wissen, was sind ihre wirklichen Probleme."
Die Volt-Mitglieder wollen die Themen der Menschen, die sie während des Wahlkampfs sammeln, gemeinsam mit ihren Politikzielen mit ins Parteiprogramm aufnehmen. Nach der Europawahl im Mai 2019 würden dann weitere konkrete Schritte folgen.
"Volt setzt sich dafür ein, dass Politik in Europa anders gemacht wird. Dass sie vor allem mit einer europäischen Perspektive gemacht wird."
Schwer vorstellbar, wie sich eine Gruppe über 28 Staaten hinweg finden kann. Aber Paul erklärt, dass es 2016 viele Menschen gab, "die ein gleiches Gefühl hatten, dass mit dem Brexit die Gewissheit weggebrochen ist, dass wir in einem Europa sind, das zusammenarbeitet". Allen gleich war auch der Gedanke: "Wie kann man darauf reagieren?"
Volt als Reaktion auf Brexit und Trump
Initiatoren der Bewegung sind die Französin Clombe Cahen-Salvador, der Italiener Andrea Venzon und der Deutsche Damian Boeselager. Sie haben sich nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten 2017 zusammengetan. Ihr erster Schritt war die Gründung einer Facebook-Gruppe. Rund 100 Menschen habe sich der Gruppe angeschlossen und von da an ist sie bis heute beständig gewachsen, erklärt Paul.
"Alleine auf die Straße gehen und demonstrieren hilft nicht. Man muss wirklich politisch aktiv werden."
In dieser Stimmung des immer stärker werdenden Populismus und Nationalismus in Europa habe sich die Gruppe gesagt, dass es nicht ausreiche, auf die Straße zu gehen und seine Meinung zu demonstrieren. Denn die Ansätze, die die Gruppe verfolge, werden durch Demos nicht umgesetzt. Also hätten sie sich gesagt, erklärt Paul, dass sie einen Weg finden müssten, wie sie langfristig ihre Ideen umsetzen könnten. Die existierenden Parteien in Europa hätten der Gruppe nicht den passenden Rahmen geboten, sagt Paul.
"Gerade Leute in meinem Alter haben das Gefühl, dass die Parteien nicht mehr ihre politische Identität widerspiegeln, weil sie nicht mehr klassisch konservativ, liberal, links oder rechts sind, sondern es gibt ein neues Spektrum: Einmal national, zurückgezogen, rückwärtsgewandt. Auf der anderen Seite weltoffen, konstruktiv und zukunftsorientiert."
Der 28-Jährige sieht in Volt ein Sammelbecken für die Menschen, die eher weltoffen, konstruktiv und zukunftsorientiert denken und handeln. Aufgabe der Mitglieder sei es festzustellen, was sie eine und was sie verändern könnten.
Herausforderungen der Zukunft
Die Aufgaben, die für die Menschen in Europa anstehen, seien für alle gleich, sagt Paul. Das seien vor allem die Themen: Migration, Klimawandel, Digitalisierung, Technologisierung, Globalisierung. Um für die daraus entstehenden Herausforderungen Lösungen zu finden, müssten alle von Anfang an zusammenarbeiten. Denn wenn zuerst nationalstaatliche Lösungen gefunden werden, kommen die Perspektiven der anderen Länder erst am Ende in Betracht. Dann seien die Schwierigkeiten sehr viel größer, eine gesamteuropäische Lösung zu finden.
"Wir sind keine Partei, die sagt, die EU ist klasse und wir wollen den Status quo beibehalten. Wir wollen die Europäische Union transparenter machen und dafür sorgen, dass das Europäische Parlament zu einem echten Bürgerparlament wird."
Damit eine gute Zusammenarbeit gelingen könne, müssten die Menschen verstehen, was passiert, und dafür müsste "die Europäische Union sehr transparent sein". Dabei sei das Europäische Parlament schon effizient und arbeite gut innerhalb der 24 Sprachen zusammen. Dennoch ist vielen Menschen nicht klar, was zum Beispiel die Ministerräte sind, was sie machen, weil sie auch nicht öffentlich tagen.
Mit konstruktiven Ideen Europapolitik machen
Auch wenn populistische und antieuropäische Politiker Stimmung gegen Europa machen, glaubt Paul, dass es genug Menschen in Europa gebe, die sich einsetzen möchten und nur eine Gruppe suchten, mit der sie tatsächlich etwas tun könnten. Und um die Argumente der Populisten aufzugreifen, sagt Paul, müsse man offen kommunizieren, dass die Sicherheit und Kontrolle, die sich die Nationalisten zurückwünschen, "wir nur zusammen als Europäer erreichen" können.
"Hey, ihr könnt etwas verändern, ohne dabei destruktiv sein zu wollen."
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