Mehr Geschwindigkeit, eine bessere Anbindung – und mehr Gefahren? Die EU-Kommission hat die Risikobewertung für den neuen Mobilfunkstandard 5G veröffentlicht. Im Mittelpunkt: Mögliches Hacking durch staatliche Akteure.
Alle 28 Mitgliedsstaaten der EU hatten in der letzten Zeit ihre Risikobewertung für den 5G-Standard an die EU geschickt. Teile der Bewertungen waren schon im Vorfeld bekannt. Deutschland hatte angegeben, Hacking durch staatliche Akteure als das größte Risiko für das 5G-Netz zu sehen. Das deckt sich nun mit der Bewertung der EU-Kommission, die gestern veröffentlicht wurde.
Mit "staatlichen Akteuren“ können etwa Geheimdienste oder das Militär gemeint sein. Dabei reiche das Spektrum von relativ subtilen Eingriffen in Prozesse wie Wahlen bis hin zum kompletten Lahmlegen von Elektrizitäts- oder Atomkraftwerken, sagt unser Netzreporter Michael Gessat. Je mehr der neue Mobilfunkstandard sich in unsere Infrastruktur integriere, umso größer sei das Risiko.
"Es ist ja klar – wenn die ganze industrielle Infrastruktur so ans Netz angebunden ist, und irgendein Akteur hat dann den berühmten 'Killswitch', also diese Möglichkeit, global den Stecker zu ziehen, dann kann man nur sagen 'Gute Nacht'.“
Dabei geht es in der EU-Risikobewertung vor allem darum, wie groß die Gefahr ist, dass Unternehmen, die in den Aufbau des 5G-Mobilfunkstandards involviert sind, von Staaten zur Manipulation oder dem Abgreifen von Daten gedrängt werden könnten. Konkret geht es dabei seit Monaten vor allem um den chinesischen Hersteller Huawei.
USA und China im Fokus
Die US-Regierung warnt Europa seit längerer Zeit vor Huawei. Die USA lässt selbst beim 5G-Ausbau gar keine chinesischen Produkte zu. Schon seit längerer Zeit gibt es Berichte über chinesisches Staatshacking. Huawei selbst bestreitet die Vorwürfe vehement und wirft den Vereinigten Staaten vor, eigene Unternehmen beim globalen 5G-Ausbau pushen zu wollen, indem sie Huawei diskreditieren.
"Schaden anrichten könnte natürlich ein Akteur, der von vornherein beim Aufbau der 5G-Infrastruktur beteiligt ist. Der die Geräte und die Software zur Verfügung stellt. Im Bezug auf Huawei gehen die Einschätzungen der EU-Staaten dabei ganz auseinander.“
Es ist ziemlich eindeutig, dass China eines der Zentren internationaler Hacking-Aktionen ist, sagt Michael Gessat. Aber die USA würden genau dasselbe machen. Während es noch keine Beweise für eine gezielte Netzmanipulation von Huawei gäbe, läge der bei "gewissen US-Firmen" bereits vor.
In Deutschland gehe die Tendenz dahin, Huawei gewähren zu lassen, aber Technik und Software ständig zu überprüfen. Und während es immer noch nur wenige Endgeräte gibt, die 5G einsetzen können, wird die Debatte auch formal auf EU-Ebene noch ein längerer Prozess: Bis Ende 2019 soll sich die Kooperationsgruppe auf Maßnahmen einigen, um die Risiken für Manipulation im 5G-Netz zu verringern. Und bis Oktober 2020 kriegen dann die Mitgliedsstaaten noch einmal Zeit, um die vorgeschlagenen Maßnahmen zu bewerten.