Zum 1. 10. fällt die Zuckerquote in der EU. Der Zuckermarkt wird dann nicht mehr reglementiert. Auch die umstrittene Isoglucose darf dann ohne Einschränkung eingesetzt werden.
Tschüß Zuckerquote: Nach der Milchquote fällt nun (zum 1.10.) ein weiterer Schutzmechanismus in der EU. 2006 wurde die Zuckerquote in ihrer jetzigen Form eingeführt. Sie sollte die Preise stabil halten und die Zuckerbauern vor billigen Importen schützen.
Was die Zuckerquote geregelt hat:
- EU-weit durften bis zu 13,5 Millionen Tonnen Zucker produziert werden
- Der Anteil von Isoglucose durfte bei maximal fünf Prozent liegen
- Die Zuckerfabriken mussten den Landwirten einen Mindestpreis zahlen
- Die Exportmengen waren ebenfalls gedeckelt
Die Zuckerwirtschaft war also quasi eine Art Planwirtschaft. Damit ist nun Schluss. Die Zuckerfabriken dürfen so viel Zucker produzieren, wie sie möchten. Und sie dürfen ohne Einschränkung exportieren.
"Für die effizienten Landwirte und Zuckerfabriken ist das Ende der Quote also eine Chance, sie können mehr produzieren. Für weniger effiziente Betriebe ist es eher ein Risiko, weil sie dem Wettbewerb eher nicht standhalten werden."
Für die Industrie wird der Zucker billiger
Das Ergebnis werden wohl niedrigere Preise sein - zumindest für die Industrie. Für uns Verbraucher wird sich dagegen vermutlich kaum etwas ändern - denn die Lebensmittelindustrie setzt die Preise. Wenn sie den Zucker billiger einkaufen kann, macht sie also mehr Gewinn. Und noch etwas könnte passieren: Wenn Zucker sehr billig wird, könnte er auch schlicht als Füllstoff in Lebensmitteln landen.
Isoglucose als Zuckerersatz
Mit der Zuckerquote endet auch die so genannte Isoglucose-Quote. Isoglucose - das ist ein aus Mais- und Weizenstärke hergestelltes Süßungsmittel. "Das kann man sich ähnlich wie Zuckersirup vorstellen", sagt unser Reporter Sebastian Moritz.
Die Isoglucose ist deutlich günstiger herzustellen als Zucker. Mit Wegfall der Quote darf sie nun auch unbeschränkt in Lebensmitteln landen. Dabei ist die Isoglucose umstritten.
"Komplett erforscht sind die gesundheitlichen Folgen der Isoglucose noch nicht. Sie ist aber sehr umstritten."
Das Problem: Isoglucose besteht zu einem großen Teil aus Fructose, also Fruchtzucker. Das klingt erstmal gesund - genau das Gegenteil ist wohl aber der Fall. Denn Fructose löst anders als Glucose kein Sättigungsgefühl aus. Wenn dieses Sättigungsgefühl fehlt, dann können wir essen und essen, ohne dass wir spüren, dass es genug ist.
Ein weiteres Problem ist, dass Fructose in der Leber landet und dort verstoffwechselt wird. Es entstehen Fettabbauprodukte, die in der Leber gespeichert werden. Es drohen eine Fettleber oder am Ende Diabetes.
Weniger ist mehr
Um zu checken, ob in meinem Getränk, Riegel oder Joghurt Isoglucose ist, hilft der Blick auf die Zutatenliste. Sie kann als Glucose-Fructose-Sirup oder Fructose-Glucose-Sirup aufgeführt sein.
Unterm Strich sollten wir im Hinterkopf behalten: Weder Isoglucose noch der klassische Zucker sind gesund. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt maximal sechs Teelöffel am Tag. Das entspricht einem Glas Cola.
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