Wenn demnächst eine neue EU-Regel zum Datenschutz in Kraft tritt, könnten einige Apps aus dem Google Play Store fliegen. Sie sammeln einfach zu viele Daten - die sie teilweise nicht einmal brauchen.
Noch vier Monate, dann tritt in der Europäischen Union eine neue Datenschutzgrundverordnung in Kraft. Das Gute für Nutzer: Sie wird verhindern, dass zum Beispiel Apps pauschal und ohne Notwendigkeit Informationen über uns sammeln, zum Beispiel über den Standort und unsere Kontakte. Einige Apps greifen grundlos auf das Mikrofon des Smartphones zu.
Der Nachteil: Weil so viele Apps das Thema Datenschutz bisher nicht sonderlich auf dem Schirm hatten, könnte die neue EU-Regel dazu führen, dass einige Apps aus dem Google Play Store verschwinden.
Bis zu 55 Prozent der Apps könnten aus dem Play Store verschwinden
Das israelische Startup Safe-DK hat sich Android-Apps näher angeguckt (Apps für Apple wurden nicht berücksichtigt) und ist zum Schluss gekommen: 55 Prozent der Apps verstoßen gegen die neuen Regeln und müssen daher aus den europäischen App-Stores entfernt werden.
Das Problem: Die Apps greifen auf Daten unserer Smartphones zu, die als privat eingestuft werden - ohne, dass dafür entsprechende Informationen angezeigt werden und ohne, dass es für die Funktion der App nötig wäre. Besonders betroffen sind Apps aus den Bereichen Dating, Shopping und Sport.
"Da sind definitiv Apps bei, die auch ohne das Abrufen unserer Standortdaten funktionieren."
Mitverantwortlich für das pauschale Sammeln von Daten ist unter anderem der Einsatz von SDK, also von Software Development Kits. Diese Kits sind Bibliotheken, in denen Softwarebauteile quasi schon fertig vorprogrammiert auf Halde liegen und in neue Apps relativ schnell eingebaut werden können. Und einige dieser Bauteile greifen standardmäßig auf personenbezogene Daten zu:
- 56 Prozent der untersuchten Apps nutzen Bibliotheken, die Standortinformationen abrufen
- Fast 30 Prozent rufen die Kontakte ab
- 9 Prozent den Kalender
- 10 Prozent der Apps haben Zugriff auf das Mikrofon
Die Untersuchung von Safe-DK hat allerdings nicht berücksichtigt, ob diese Informationen von den Apps auch wirklich benötigt werden oder nicht. "Klar ist aber: 56 Prozent der Apps nutzen den Standort - da sind definitiv viele darunter, bei denen das für das Funktionieren der App nicht nötig ist", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll.
Einige der Apps werden wohl noch im Februar aus dem Play Store verbannt. Google hat angekündigt, im Vorfeld der Datenschutzreform die eigenen Vorschriften zu verschärfen.
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