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Es sind verrückte Tage an den Börsen: Wegen Donald Trumps Zollpolitik sind die Aktienkurse deutlich eingebrochen – und teils wieder ein wenig gestiegen. Anleger, die Geld in ETFs gesteckt haben, sind verunsichert: Was ist jetzt die beste Strategie?

Der Monatg (07.04.2025) war ein außergewöhnlicher Börsentag mit starken Schwankungen am Aktienmärkten. Schon früh am Tag brachen die Börsen in Asien ein, danach fiel auch der DAX in Deutschland und später ging es an den US-Börsen runter.

Dow Jones: Das größte Auf und Ab in der Geschichte

Im Laufe des Tages stiegen die Kurse plötzlich wieder stark an, nachdem es positive Nachrichten über mögliche Verhandlungen von Donald Trump zu seinen Zöllen gegeben hatte. Am Ende war es der Tag mit dem größten Kursausschlag – also dem größten Auf und Ab – in der Geschichte des Dow-Jones-Index.

"Es war der Tag mit dem größten Swing, dem größten Auf und Ab in der Geschichte vom Dow Jones."
Matthis Dierkes, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Ein solch heftiger Börsenabsturz passiert nicht ständig, aber es gibt sie, seit es Börsen gibt – die Kurse schwanken ständig. Das letzte Mal, dass es sehr starke Einbrüche gab, war vor fünf Jahren während der Corona-Krise. Ein berühmter Fall war 1929 der Black Thursday in den USA, bei uns der Schwarze Freitag wegen der Zeitverschiebung. Auch damals verkauften viele Menschen aus Angst ihre Aktien.

ETFs beliebt wie nie

Auch in den letzten Tagen wurden viele Aktien aus Angst verkauft – wie damals beim Black Thursday, aber aus anderen Gründen. Dieses Mal waren es Trumps Zoll-Ankündigungen. 1929 herrschte ein Boom, bis die Stimmung kippte: Aus Sorge wurde Panik, es kam zu massiven Verkäufen. Der Crash löste eine weltweite Wirtschaftskrise aus, von der sich die Welt lange nicht erholte.

Mittlerweile probieren viele Menschen, selbst an der Börse zu handeln – besonders mit ETFs. Das ist in kurzer Zeit richtig beliebt geworden. Zum Start der Corona-Zeit gab es in Deutschland rund zweieinhalb Millionen ETF-Sparpläne. Inzwischen sollen es etwa zehn Millionen sein – also viermal so viele. Die Zahl stammt zwar aus einer Studie eines ETF-Anbieters, aber sie zeigt den starken Trend, sagt unser Reporter Matthis Dierkes.

"Es ist viel leichter geworden, in einen ETF zu investieren. Man kann bei vielen Banken und per App in wenigen Minuten ein Depot aufmachen."
Matthis Dierkes, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Das hat mehrere Gründe: Es ist heute viel einfacher, in ETFs zu investieren. Ein Depot ist bei vielen Banken oder per App schnell eröffnet. Die Bedienung ist simpel, und viele hoffen, so mehr aus ihrem Geld zu machen. In den letzten Jahren war die Rendite mit ETFs oft deutlich höher als auf einem normalen Konto oder Tagesgeldkonto.

Börsencrash – Ruhe bewahren

Saidi Sulitatu ist Chefredakteur, Geschäftsführer und das Gesicht von Finanztip, einer Ratgeber-Plattform zu Verbraucher- und Finanzthemen. Für ihn persönlich war der Börsencrash nichts Besonderes, sagt er – solche Phasen kenne er schon. Doch beruflich sei es spannend: Er habe fünf Interviews gegeben, einen Livestream gemacht und gespürt, wie groß die Aufregung und Nervosität in der Community gerade ist.

Saidi bekommt derzeit viele Nachrichten von verunsicherten Menschen, die wissen wollen, was sie jetzt tun sollen, sagt er. Er werde aber auch gefragt, ob jetzt nicht ein guter Zeitpunkt zum Nachkaufen sei. Eigentlich sollte man investieren, ohne solches Timing betreiben zu wollen, sagt er. Doch wer jetzt vorhabe, mehr zu investieren, könne das tun.

"Breit gestreute Aktien-ETFs haben sich von deutlich heftigeren Krisen als der, die wir jetzt haben, immer wieder erholt."
Saidi Sulitatu, Finanztip

Wer ETFs hat, sollte jetzt nicht in Panik verkaufen. Saidi betont: Die Vergangenheit zeigt, dass sich breit gestreute Aktien-ETFs auch von viel heftigeren Krisen erholt haben – teils nach Rückgängen von 50 Prozent. Auch nach der Finanzkrise 2008 oder Corona ging es irgendwann wieder bergauf. Wer jetzt verkauft und die Segel streiche, verpasst womöglich genau die starken Gewinne, die oft nach solchen Phasen kommen.

Nerven bewahren: Aktien-ETFs sind Langzeitinvestitionen

Oft sei es am ratsam, eine solche Situation auszusitzen. Das Schwierige dabei ist, die Nerven zu bewahren. Viele haben Angst, aber die Frage ist, was nach dieser Angst zu tun ist. Erst wenn man seine Gefühle reflektiert, kann man klar denken und Panikreaktionen vermeiden. Manchmal ist es am schwersten, einfach nichts zu tun, so Saidi.

"Geld, das ich in den nächsten Jahren brauche, für ein Auto oder für eine Immobilie, gehört nicht in Aktien-ETFs, um es ganz deutlich zu sagen."
Saidi Sulitatu, Finanztip

Wer auf schnelle Gewinne aus ist, für den sind Aktien-ETFs nichts, sagt Saidi. Geld, das man in den nächsten Jahren brauche, etwa für ein Auto oder eine Immobilie, gehören nicht in Aktien-ETFs. Solche Investitionen sollten immer langfristig ausgerichtet sein, mindestens 15 Jahre. Kurzfristige Rückschläge seien zu riskant, das Geld wäre auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten besser aufgehoben, da es keine Garantie gibt, dass sich der Markt schnell erholt.

ETFs – "breit gestreut, nie bereut"

Saidi empfiehlt, in breit gestreute Aktien-ETFs anzulegen und in die Weltwirtschaft zu investieren – und damit auch in US-Firmen wie Apple, Microsoft oder Amazon, die global agieren. Diese Unternehmen sind zwar in den USA ansässig, erwirtschaften ihre Gewinne aber weltweit und sind jetzt auch vom Crash betroffen. Wichtig sei, dass der ETF nicht nur auf eine Branche oder Region setze, denn niemand könne wissen, welche Branche kurzfristig am besten läuft. Deswegen sei eine Streuung langfristig eine gute Strategie.

"Ich kann nicht wissen, welche Branche, welche Firma als Nächstes am besten läuft. 'Mein Geld breit gestreut, nie bereut', lautet der Spruch. Und dann wird es langfristig gut."
Saidi Sulitatu, Finanztip

Daher mache es auch wenig Sinn, sich jetzt auf den europäischen Markt zu konzentrieren, im Glauben, dass dieser in Zukunft stärker sein wird. Wenn Zollschranken auf beiden Seiten des Atlantiks sinken, sind europäische Aktien genauso betroffen wie amerikanische, so der Finanzexperte. Langfristig habe der Markt nach Krisen immer zugelegt – mit Renditen, die deutlich über der Inflationsrate lagen.

Wer sich für ETFs interessiert, aber noch nicht im Game ist: Ein guter Zeitpunkt zum Investieren ist immer, sagt Saidi. Auch wenn der Markt noch weiter fallen könnte, spielt das langfristig keine Rolle. In 15 Jahren werde der heutige Kursrückgang wahrscheinlich nur ein kleiner Wackler in der Geschichte sein. Wer jetzt beginnt, sollte einen Sparplan einrichten. Dieser hilft, eine klare Investitionsstrategie zu verfolgen und regelmäßig zu investieren, ohne ständig neu entscheiden zu müssen, wie viel man anlegt, so sein Tipp.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Börsenchaos
ETFs: Was jetzt für euren Sparplan wichtig ist
vom 08. April 2025
Moderation: 
Ilka Knigge
Gesprächspartner: 
Matthis Dierkes, Deutschlandfunk Nova
Gesprächspartner: 
Saidi Sulitatu, Finanztip