Frontalunterricht, Fakten pauken, Klassenarbeiten. Schule und Lernen laufen heute oft noch so ab wie schon vor Jahrzehnten. Das ist ein Problem, sagt der Pädagoge Olaf-Axel Burow. Er fordert: Unsere Lernkonzepte müssen sich radikal ändern. Und er liefert gleich ganz konkrete Ideen dafür.
Unser Schulsystem ist völlig veraltet. "Unser Bildungssystem ist für eine andere Gesellschaft entwickelt worden", sagt der Pädagoge Olaf-Axel Burow. "Nämlich für das Zeitalter der Industriellen Revolution und der Aufklärung." Die Probleme beginnen für ihn schon bei der ganz grundsätzlichen Form des überwiegenden Unterrichts: frontal, überhaupt nicht individuell. Und bei den Lernmitteln geht es weiter: Im Gegensatz zu vielen Kritikern Neuer Medien sieht Burow in der Digitalisierung von Bildung eine sehr große Chance.
"Wissen ist keine Kompetenz, sondern Kompetenz besteht aus Wissen, Haltung und Handlung."
Auch die Inhalte sind nicht mehr zeitgemäß, kritisiert er im Vortrag: Kompetenzen wie etwa unabhängiges Denken, Kreativität oder kritische Urteilsfähigkeit müssten viel stärker vermittelt werden. Und das sei eigentlich auch gar nicht so schwer. Denn Lernen sei ein Grundbedürfnis des Menschen, das uns Spaß mache. Und eigentlich wüssten wir intuitiv, wie wir am besten lernen.
"Lernen ist ein mit Lust besetztes Grundbedürfnis des Menschen, sagt uns die Hirnforschung."
In seinem Vortrag "Bildung 2030" zählt Olaf-Axel Burow nicht nur sieben Trends auf, die seiner Ansicht nach die Schule revolutionieren können. Er stellt auch Ergebnisse aus der erziehungswissenschaftlichen Forschung vor, beschreibt neue Lehrkonzepte, macht konkrete Vorschläge für Lehrmethoden, Bildungsinhalte und auch die Architektur von Lernumgebungen. Außerdem berichtet er von innovativen Schulen, die es bereits gibt, und ihren erstaunlichen Ergebnissen.
"Wenn wir eine Zukunft haben wollen, müssen wir zum Lernen inspirieren, und nicht zum Lernen zwingen."
Olaf-Axel Burow ist Lehrer und Gestaltpädagoge und war bis vor kurzem Professor für Allgemeine Pädagogik an der Universität Kassel. Mittlerweile ist er emeritiert und arbeitet am privaten Institute for Future Design. Aufgezeichnet wurde sein Vortrag am 26. September 2018 in Koblenz beim Kongress Pro Kreativität, den die Hochschule Koblenz zusammen mit der Wirtschaft- und Wissenschaftsallianz Koblenz veranstaltet hat.
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