Mit Mama ein Geschäft führen? Merve macht das seit rund zehn Jahren. Warum das gut gehen kann und welche Muster er zwischen uns und den Eltern sieht, das sagt der Psychologe Björn Enno Hermans.
Irgendwann lösen wir uns dann doch von den eigenen Eltern – also zumindest ein bisschen. Auch wenn Arbeit und Familie so eng zusammengehören wie bei Merve. Sie ist heute Ende 20. Hier beschreibt sie ihren Weg. Ihrem Vater hat sie schon immer geholfen, seit rund zehn Jahren aber führt Merve mit ihrer Mutter einen Catering-Betrieb.
Eigentlich haben sie mit einem gemeinsamen Café angefangen. Merve sagt "Keiner von uns hatte vorher Gastro-Erfahrung oder ist Köchin." Heute machen sie gemeinsam Catering auch für größere Veranstaltungen – Hochzeiten zum Beispiel – und Kindergärten.
Die Idee das Café zu starten, kam von ihrer Mutter, berichtet Merve. Heute arbeitet ihr Bruder mit, ihr Vater macht die Buchhaltung und ihr Mann muss manchmal mithelfen – zusätzlich zu seinem Vollzeitjob.
Viel gemeinsame Arbeitszeit
Bezogen auf die Mutter-Tochter-Beziehung sagt Merve: "Man redet eigentlich Non-Stop über die Arbeit." Ihre Mutter und sie finden aber auch noch eine andere Ebene, beim gemeinsamen Friseurbesuch oder beim Mittagessen.
"Ich habe, seit ich denken kann, bei meinem Papa immer mitgeholfen. Er hatte dann diverse Läden in Köln."
Merves Schwester hat kaum etwas mit dem Catering zu tun. Sie studiert in Berlin und ist schon allein räumlich zu weit weg. Nachdem Merve und ihre Mutter das Café gegründet hatten, hat Merve noch einige längere Reisen unternommen.
Reisen und Distanz zur Mutter
Sie sagt im Rückblick: " Ich war nie lange vor Ort und habe meine Mama ein bisschen im Stich gelassen."
Erst die Corona-Pandemie habe sie wieder an ihre Heimatstadt Köln gebunden. Grundsätzlich verbessert habe sich die Beziehung zu ihren Eltern nach Merves Auszug, sagt sie. Bei vielem was Arbeit angeht, haben ihre Mutter und sie heute dieselben Ansichten. Unterschiede gebe es bei emotionalen Dingen und vielleicht beim Orientierungssinn.
Sich vom familiären Herkunftssystem zu lösen, ist wichtig, sagt Björn Enno Hermans. Er ist Psychologe und systemischer Familientherapeut. Was er über die Bedeutung räumlicher Distanz und spätere Wiederannäherung an die Eltern sagt, hört ihr mit einem Klick auf Play.
"Diese Rollenverteilung Kind-Eltern-Generationenunterscheide, das werden wir wahrscheinlich nie ganz loswerden."
Meldet euch!
Ihr könnt das Team von Facts & Feelings über WhatsApp erreichen.
Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?
Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an factsundfeelings@deutschlandradio.de.
Wichtig: Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.
- Merve, ist das Arbeiten mit Familienmitgliedern gewohnt
- Björn Enno Hermans, Psychologe und systemischer Familientherapeut