Die Badesaison ist losgegangen und leider sind schon wieder die ersten Menschen in Flüssen, Seen oder im Meer ertrunken. Aber wie erkennen wir Menschen in Not? An wilden Gesten und Schreien jedenfalls nicht, sagt Achim Wiese von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG. Menschen ertrinken meist still und leise.
"Sechsjähriges Mädchen ertrinkt im Nichtschwimmerbecken im Freibad". Oder: 'Ein Mann ertrinkt beim Schwimmen in einem See'. Beides sind traurige Nachrichten aus den vergangenen Tagen, die uns eine Warnung sind: Wenn wir baden gehen, dann müssen wir stets aufpassen – auf uns, aber auch auf andere Schwimmer.
Geschrien wird nur im Film
Aber wie erkenne ich, ob ein Schwimmer in Not ist? Im Film schreien die Menschen, winden sich und fuchteln wild mit dem Armen. Mit der Realität habe das allerdings wenig zu tun, sagt Achim Wiese von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG: "Wer schreit und sich noch aufbäumen kann im Wasser, der hat noch unheimlich viel Kraft und Energie und die geht verloren, wenn man am Ertrinken ist.“
"Man hat gar keine Möglichkeiten mehr zu schreien. Man redet da auch von dem sogenannten stillen Ertrinken, das geht in der Tat ganz still und leise vor sich."
Das Ertrinken als solches würde man tatsächlich gar nicht richtig mitbekommen, so der Rettungsschwimmer. Ein deutliches Anzeichen für das Ertrinken sei aber, wenn der Kopf eines Schwimmers ständig unter Wasser gehe und es nicht nach Tauchen aussehe. "Wir Rettungsschwimmer erkennen die Situation daran, wenn jemand völlig hilflos ist und sich fast gar nicht mehr bewegt, das sind die Momente, in denen man sofort reagieren muss", so Wiese.
Oberste Regel: Sich nicht in Gefahr bringen
Kleinen Kindern, die in Ufernähe oder nicht so tiefem Wasser schwimmen, könne meist sofort geholfen werden. Ansonsten, so Wiese, lautet das oberste Gebot: "Sich selbst niemals in Gefahr bringen. An sich selbst denken, das ist in diesem Fall durchaus gerechtfertigt."
"Wenn ich etwas von außen beobachte, die 112 wähle oder die Rettungsschwimmer informiere, dann ist das schon eine sehr große Hilfe. Und nicht einfach den Helden spielen."
Wer waghalsig ins Wasser springe, um zu helfen, der laufe Gefahr, selbst von der Strömung oder Strudeln weggezogen zu werden. Besonders groß sei die Gefahr in Flüssen und an Brückenpfeilern, sagt Wiese. Auch kann die Person, der man eigentlich helfen will, einen in Panik mit unter Wasser reißen. Besser sei es, einen Rettungsring oder Gegenstände zu zuwerfen, an denen sich die Person festklammern kann, bis richtige Hilfe kommt, so der Rettungsschwimmer.
"Bin ich selber in Gefahr, dann ist die erste Regel, Energie aufsparen und nicht zu viel bewegen. Wenn die Energie nämlich weg ist, dann laufe ich Gefahr, zu unterkühlen. Auch im Sommer."