Der Erste Weltkrieg war der erste globale Krieg, den die Menschheit angezettelt hat. Rund 17 Millionen Menschen kostete er das Leben, nicht nur in Europa, sondern auch auf anderen Kontinenten. Und er hat die globalen politischen und wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse tiefgreifend verändert, erklärt der Historiker Oliver Janz im Vortrag.
Vor hundert Jahren, am 11. November 1918, wurde der erste Weltkrieg mit einem Waffenstillstand beendet. Wer heute hierzulande an diesen Krieg denkt, denkt meist zuerst an Schlachten wie die um Verdun, Gallipoli oder die Flanderschlachten. Aber das ist ein viel zu enger Fokus, sagt der Historiker Oliver Janz.
"Der erste Weltkrieg war weit mehr als die Urkatastrophe Europas."
Der Krieg betraf sämtliche Kontinente. In Afrika etwa wurden die Kolonien der europäischen Imperialmächte in den Konflikt hineingezogen. Allein in Ostafrika, der damaligen deutschen Kolonie auf dem Gebiet der heutigen Länder Tansania, Rwanda, Burundi und teilweise Mosambik, starben laut Janz’ Schätzung rund 650.000 Menschen, darunter hunderttausende Zivilisten, was einem Zehntel der damaligen dortigen Bevölkerung entspricht.
Weltweite politische und wirtschaftliche Neuordnung durch den Ersten Weltkrieg
Und auch Weltregionen, in denen nicht gekämpft wurde, waren betroffen, sagt der Historiker. Weil der Erste Weltkrieg auch ein Wirtschaftskrieg war, so argumentiert er, und weil er die globalen politischen und wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse tiefgreifend veränderte.
"Der Erste Weltkrieg hatte tiefgreifende Wirkung auch auf Weltregionen, in denen nicht oder kaum oder nur kurz gekämpft wurde."
In seinem Vortrag mit dem Titel "Der Erste Weltkrieg als globaler Krieg" plädiert Oliver Janz deshalb für eine erweiterte Erforschung des Ersten Weltkriegs. Gehalten hat er den Vortrag am 1. November 2018 im Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven.
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