Um den zähen Grabenkampf an der Westfront voranzutreiben, setzen die Deutschen 1915 zum ersten Mal Chlorgas als Waffe ein. Andere Stoffe hatten zuvor nicht den gewünschten Effekt gebracht. Der Chemiker und spätere Nobelpreisträger Fritz Haber entwickelt die Idee, Chlorgas einzusetzen – mit verheerender Wirkung.
Ursprünglich sind die deutschen Generäle davon überzeugt, den Krieg an der Westfront schnell beenden zu können. Im Anschluss wollen sie ihre Streitkräfte an die Ostfront verlegen. Aber das Kalkül löst sich schnell in der Erkenntnis auf, dass an der Westfront – zwischen dem Ärmelkanal und der Schweiz – auf etwas mehr als 750 Kilometern Länge ein Grabenkampf entstanden ist.
Dieser Kampf ist teuer und bringt weder den Deutschen noch den Alliierten nennenswerte Geländegewinne oder andere Vorteile.
"Der Erste Weltkrieg war eine Art Laboratorium der Waffentechnik. Damals wurden viele Systeme zum ersten Mal eingesetzt: Jagdflugzeuge, U-Boote, Handgranaten, Panzer und eben Giftgas."

Auf einem Schießplatz in Köln werden seit Oktober 1914 mit Gas gefüllte Geschosse getestet, die allerdings nicht die erhoffte Wirkung erzielen. Auch in Frankreich und England werden Tests mit Chlorazeton oder Benzylchlorid, die hinter die gegnerische Frontlinie geschossen werden sollen, durchgeführt. Aber die Versuche versprechen keinen hinreichenden Effekt, sodass es über das Versuchsstadium nicht hinausgeht.
Chemiker Fritz Haber hat die Idee, Chlorgas als Waffe einzusetzen
Das ändert sich 1915, als der im Kriegsministerium beschäftigte Chemiker und spätere Nobelpreisträger Fritz Haber die Idee entwickelt, das potenziell tödliche Chlorgas in Druckflaschen an die Front zu bringen, sie gegenüber der feindlichen Stellungen zu platzieren und bei günstigem Wind in Richtung gegnerischer Gräben abzublasen.
Chlorgas verursacht Atemnot, zeitweilige Erblindung, schlimmstenfalls den Tod
Das im belgischen Ypern am 22. April 1915 zum ersten Mal eingesetzte Chlorgas sorgt für Atemnot und zeitweilige Erblindung, im schlimmsten Fall tritt der Tod ein. Gegen diese Bedrohung wird die Gasmaske zum ständigen Begleiter der Soldaten an allen Fronten. Wer sie zu spät oder falsch anlegt, ist dem Gas hilflos ausgeliefert.
Fortan wird auf beiden Seiten des Stellungs- und Grabenkrieges Gas verblasen, mitunter ist das Schlachtfeld durch weiße, über die Gräser wabernde Schwaden verdeckt. Verletzte Soldaten gehen in langen Schlangen, die Hand auf der Schulter des Vordermannes in Richtung der Lazarette, wo sie versorgt werden.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Die Journalistin Susanne von Schenck hat über den Einsatz, die Wirkung und die Folgen des Giftgas-Einsatzes im Ersten Weltkrieg recherchiert.
- Die Münchner Historikerin Margit Szöllösi-Janze hat eine Biografie über den "Vater des Gaskriegs", den Chemiker Fritz Haber geschrieben.
- Der Politikwissenschaftler Alexander Kelle vom Hamburger Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik beschreibt den Versuch, chemische Waffen weltweit unter Kontrolle zu halten.
- Der Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die Lage an der Westfront im Jahr 1915.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporter Armin Himmelrath lässt zwei Soldaten zu Wort, die den ersten Giftgaseinsatz miterlebt haben.
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