Wer heute einen Herzstillstand erleidet, hat ähnlich schlechte Überlebenschancen wie 1960. Woran liegt das? Und könnten Drohnen und Ballons das heutzutage vielleicht ändern?

Ob Krebstherapie, Verhütung oder Prothesen, in fast allen Bereichen der Medizin haben Technik und Behandlung in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Auf einem Gebiet aber hat sich wenig entwickelt: bei der Wiederbelebung. Ein Herzstillstand kommt im Verhältnis zu anderen Notfällen glücklicherweise gar nicht so häufig vor, sagt Johannes Wimmer. 

Jede Minute zählt

Bricht jemand mit Herzstillstand zusammen, zählt jede Minute. Meistens müssen die Betroffenen bzw. Freunde oder Angehörigen warten, bis Hilfe vor Ort ist. Auf diesem Gebiet hat sich aber viel getan: Früher habe es Stunden gedauert, gerade auf dem Land – heute sei die ärztliche Hilfe oft in Minuten da, so Johannes Wimmer.

"Immer mehr Defibrillatoren sind zu finden – und die Leute wissen auch besser, was sie zu tun haben."
Dr. Johannes Wimmer, Notfallmediziner

Auch Drohnen könnten in Zukunft Defibrillatoren direkt an den Notfallort bringen. 

Hilfe durch Ballon

In Dänemark hat ein Notfallmediziner einen Ballon entwickelt, der Leben retten soll. Auch im OP soll man den einsetzen können, erklärt Johannes Wimmer: Ein (zunächst noch unaufgeblasener) Ballon an einem langen Kabel, das Ärzte über die Arterie am Bein in den Körper schieben – und zwar bis kurz vor die Gefäßabgänge, die für Kopf und Arme zuständig sind.

"Dort soll der Ballon dann aufgeblasen werden, damit das bisschen Blut, das noch vom Herz gepumpt wird, vor allem in den Kopf kommt."
Dr. Johannes Wimmer, Notfallmediziner

Letzten Endes verstopft man damit die Hauptschlagader, um das Blut auf den Kopf zu konzentrieren, erklärt Johannes Wimmer. 

Nette Idee, aber…

Er hält es für eine gute Idee, allerdings sei es von der Umsetzung fasst unmöglich, das außerhalb einer Klinik in die Tat umzusetzen – erst recht für Laien.

"Die Gefahr, etwas falsch zu machen und den Betroffenen zu töten, ist nicht unerheblich."
Dr. Johannes Wimmer, Notfallmediziner

Die Erfolgsquote bei einer Wiederbelebung ist gering.  Nur drei bis fünf Prozent aller Patienten überleben einen Herz-Kreislaufstillstand. Wer schon im Krankenhaus ist, wenn das Herz stehen bleibt, hat etwas bessere Chancen. Trotzdem können selbst dort etwa nur 20 Prozent der Patienten wiederbelebt werden. Viele davon haben danach bleibende Schäden, weil ihr Gehirn während des Herzstillstandes zu wenig Sauerstoff bekam.

Shownotes
Erste Hilfe
Wenn das Herz nicht mehr schlägt
vom 15. Juli 2017
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Dr. Johannes Wimmer, Notfallmediziner