Die Uni Frankfurt sucht nach einem Gelände, auf dem Leichen verwesen können. Zu Forschungszwecken. Auf Deutschlands erster Bodyfarm soll beobachtet werden, wie der Verwesungsprozess unter hiesigen Bedingungen abläuft.
Zugegeben, die Vorstellung ist vielleicht nicht so schön, dass irgendwo im Rhein-Main-Gebiet bald Körper toter Menschen herumliegen und vor sich hin verwesen. Für die Forschung würde das aber wertvolle Erkenntnisse liefern, die bei der Aufklärung von Kriminalfällen enorm helfen könnten.
Niemand weiß genau, wie Leichen in Deutschland verwesen
Bisher berufen sich die Forensiker, die zum Beispiel bei einem Mord zurate gezogen werden, auf Erkenntnisse unter anderem aus den USA. Dort gibt es sogenannte Bodyfarmen. Allerdings sind die Bedingungen dort anders als bei uns, sagt Jens Amendt vom Institut für Rechtsmedizin an der Uniklinik Frankfurt - einer der wenigen Experten für forensische Insektenkunde. Jens Amendt kann zum Beispiel anhand der Fliegenlarven in einem Leichnam den möglichen Todeszeitpunkt bestimmen.
"Unsere Insektenfauna ist nicht die gleiche wie die in den USA. Das heißt, wir können die Daten nicht 1:1 auf den deutschen Raum übertragen. Auch die klimatischen Verhältnisse sind anders."
Die Rechtsmediziner der Uni Frankfurt hoffen, mit den Daten aus Deutschland mehr über den Verwesungsprozess zu lernen. Laut Jens Amendt geht es unter anderem darum, zu schauen, wie es unter einer Leiche aussieht, wie sich der Boden, die Bodenchemie oder die Organismen im Boden verändern, wenn etwas verwest. Über die Forschung an einer solchen Bodyfarm erhoffen sich die Mediziner Daten, die aussagekräftig sind und vor Gericht Bestand haben.
Gelände für Bodyfarm muss noch gefunden werden
Nach einer geeigneten Fläche suchen die Forscher derzeit noch. Es muss selbstverständlich ein Gelände sein, das sich gut nach außen hin schützen lässt, sodass kein Unbefugter dort eindringen kann. Es gibt aber noch weitere Kriterien, die den Rechtsmedizinern wichtig sind, wie zum Beispiel, dass das Areal Wiesen hat, aber auch Wald, etwas Beschattung und idealerweise steht auch ein altes Gebäude auf den Gelände.
Woher kommen die Leichen?
Stellt sich nur noch die Frage, woher die Forscher ihre Leichen bekommen, um sie dann für längere Zeit auszulegen und zu erforschen? Laut Jens Amendt gibt es sogenannte Körper-Spende-Programme. Das heißt, die Leichen sind Spenden von Menschen, die sich dazu entschlossen haben, ihren Körper nach ihrem Tod der Forschung zur Verfügung zu stellen.
"Diese Leute spenden zu Lebzeiten ihren Körper der Wissenschaft. Wenn sie irgendwann versterben, bekommen die Institute den Körper. Es wird hier nichts gemacht gegen den Willen eines Menschen."
Solche freiwilligen Körperspenden gibt es derzeit schon. Im Moment gehen sie dann beispielsweise an anatomische Institute, wo zum Beispiel Studierende an den Toten lernen, wie der menschliche Körper aufgebaut ist.
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