Wie wird die Energieversorgung in Deutschland in der Zukunft aussehen? Wo stehen wir heute, wo gibt es Schwierigkeiten und (ungenutzte) Chancen? Das alles klären wir im Check Erneuerbare Energien. Diesmal: Biogas.
In Deutschland stehen uns die Energiequellen Wind, Sonne, Biomasse, Wasserkraft, Geothermie und die Gezeitenbewegung (Ebbe/Flut) zur Verfügung. Hier Teil drei unserer Erneuerbare-Energien-Reihe: Biogas.
Die Technik
Biogas und Biomasse sind leicht zu verwechseln. Biomasse bezeichnet jegliche nachwachsende Masse, die Energie liefern kann. Hierzu zählt in erster Linie Holz, das zuhause in Kaminöfen oder speziellen Heizungen verbrannt wird.
An dieser Stelle soll es ausschließlich um Biogas aus Biogas-Anlagen gehen, nicht also zum Beispiel ums Holz.
Beim Biogas fängt alles an mit Pflanzen wie zum Beispiel Mais - oder auch Gülle, also Kuh- und Schweinemist. Das alles landet in einem Behälter, in dem es gärt – dadurch entsteht ein brennbares Gas.
Dieses Gas wird in der Regel in einem Blockheizkraftwerk in einem Verbrennungsmotor verbrannt, der nach dem Prinzip des Motors im Auto funktioniert. Der Unterschied: Die Abwärme beim Auto wird an die Umgebungsluft abgegeben. In einem Blockheizkraftwerk wird sie genutzt – zum Beispiel zur Erzeugung von Warmwasser. Ein Blockheizkraftwerk ist somit eine sehr effiziente Möglichkeit, den im Biogas gespeicherten Energiegehalt zu nutzen.
Anteil am deutschen Strom- und Wärmemix
Biogas bezogen auf Strom in ganz Deutschland hat einen Anteil von ungefähr fünf Prozent, also etwas weniger als Photovoltaik und ein Drittel von Strom aus Wind.
Der Anteil an der gesamten Wärme in Deutschland beträgt elf Prozent.
Vorteile
Es gibt zwei große Vorteile von Biogas-Anlagen:
- Unbrauchbares Material lässt sich zu wertvoller Energie machen, etwa Pflanzenreste, Lebensmittelabfälle, Gülle von Rinder und Schweinen.
- Das Gas aus Biogas-Anlagen lässt sich flexibel nutzen, indem man es speichert und dann zu Strom verfeuert, wenn der Strom gebraucht wird. Biogas kann damit in gewisser Weise die alternativlosen Schwankungen von Windkraftanlagen (Flaute) und Photovoltaik-Anlagen (Nacht/bewölkt) ausgleichen.
Nachteile
Vor einigen Jahren wurde der Anbau von Energiepflanzen wie Mais speziell gefördert, die nur deshalb angebaut wurden, um sie in einer Biogas-Anlage zu Gas zu machen. Damit entstand eine Konkurrenz unter der Ackerflächennutzung: Energiepflanzen haben Pflanzen zum direkten Verzehr oder zur Futtermittelproduktion verdrängt.
Die in Deutschland ohnehin begrenzten Ackerflächen mit Mais für die Biogasanlage zu bepflanzen, erscheint nicht sehr sinnvoll, deshalb hat die Politik diese Förderung (für neue Anlagen) wieder abgeschafft.
Der aktuelle Stand ist also: Es gibt Anlagen, die mit extra angebauten Energiepflanzen bestückt werden. Solche werden aber nicht neu errichtet. Die Nutzungskonkurrenz von Ackerflächen ist also ein semi-akuter Nachteil von Biogasanlagen.
Ein weiterer Nachteil ist eine relativ hohe Treibhausgas-Emission durch die komplette Verwertungskette rund um Biogasanlagen. Sie ist höher als bei Wasserkraft, Windkraftanlagen und Solarzellen, aber immer noch deutlich besser als bei Kohle und Erdgas.
Politische Steuerung
Wie bei allen anderen erneuerbaren Energieträgern hat die Politik viele Möglichkeiten, zu steuern. Auf kommunaler, Kreis- und Landesebene geht es konkret um Baugenehmigungen und Prüfungen der Umweltverträglichkeit. Auf Bundesebene kann über die Steuerung von Fördergeldern und Leistungsmengen der Bau von Biogasanlagen gefördert oder erschwert werden.
Sinnvoll ja oder nein?
In Deutschland ist die Umstellung auf erneuerbare Energien vergleichsweise schwierig. Norwegen und Österreich haben die Wasserkraft, in südlichen Ländern bietet sich der Ausbau von Solarparks an.
Deutschland hat sozusagen von allem etwas, aber nichts richtig. Deshalb wird die Stromproduktion der Zukunft auf einem Energiemix basieren - mit den wichtigsten Elementen Wind und Sonne.
Biogas wird begrenzt und lokal einen Teil zur Strom- (und Wärme-)Produktion beitragen können. Werden als Ausgangsstoffe Lebensmittelabfälle, Pflanzenreste und Gülle verwendet, scheinen Biogasanlagen sinnvoll, weil sie aus nicht mehr brauchbarem Material wertvolle Energie erzeugen können.
Schwieriger ist die Entscheidung dann, wenn es darum Pflanzen anzubauen, die nur dafür wachsen, um in einer Biogasanlage zu Biogas zu werden. Hier kann die Frage "Sinnvoll ja oder nein?" nur im Einzelfall entschieden werden.