Klimakrise, Inflation, Energiekrise - bei all den Krisen könnte man fast vergessen, dass es 2022 auch positive Nachrichten gab – und zwar im Bereich der Fotovoltaik.
Erst mal ganz nüchtern: Nach vorläufiger Schätzung werden die gesetzlich formulierten Ziele beim Fotovoltaik-Ausbau in Deutschland 2022 erreicht.
"2022 sind in Deutschland Fotovoltaik-Anlagen in der Größenordnung von ungefähr acht Gigawatt neu errichtet worden. Das ist eine Verdopplung im Vergleich zu 2019."
Die Menge an Fotovoltaik-Anlagen wird nicht über deren Anzahl gemessen, sondern über die maximal mögliche Leistung bei perfekten Sonnenbedingungen. Laut aktueller Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme sind in Deutschland im Jahr 2022 ungefähr acht Gigawatt neu errichtet worden. Das sind 50 Prozent mehr neugebaute Fotovoltaik-Anlagen als 2021 – und eine Verdopplung im Vergleich zu 2019.
Gründe für den schnelleren Ausbau
- Hohen Energiekosten: Das Interesse vor allem von Privatleuten an selbst erzeugtem Strom ist groß. Auch weil sich eine eigene kleine Fotovoltaikanlage auf dem Balkon – und noch viel mehr eine große auf dem Dach – finanziell lohnt und technisch gut funktioniert.
- Eine veränderte allgemeine Grundstimmung: Das Bewusstsein für Klimaschutz ist im Vergleich zu früher gestiegen. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Bundesverbands Solarwirtschaft hat ergeben: Drei von vier Hauseigentümer*innen wollen eine Solaranlage.
- Die Stimmung, die politisch erzeugt wird, geht klar in die Richtung: Fotovoltaik hat Zukunft – egal, ob eine kleine Anlage auf dem Hausdach oder eine große industrielle Anlage, die gewerblich betrieben wird.
"Die Leistung pro Modul steigt, eine Anlage ist heute also mit demselben Aufwand leistungsfähiger."
Heute ist es einfacher, eine Fotovoltaik-Anlage zu errichten als früher, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Konstantin Köhler. Denn die Leistung pro Modul steigt, so dass man für dieselbe Anlagenleistung weniger Platten auf dem Dach installieren muss.
Dynamik im Fotovoltaik-Markt
Je mehr Anlagen errichtet werden, desto routinierter und automatisierter wird das Ganze. Außerdem gibt es immer mehr Unternehmen, die die Zeichen der Zeit erkennen und Solaranlagen bauen. Konkurrenz belebt das Geschäft. Teilweise wechseln Dachdecker*innen von Dachdecker- zu Solarfirmen. Es gibt auch viele Startups, die versuchen, möglichst viel zu automatisieren und in den Markt drängen.
Deutschland war 2022 der größte Fotovoltaik-Markt Europas. In Spanien, Italien und Portugal ist der Zuwachs der installierten Fotovoltaikleistung ähnlich hoch wie bei uns. China hat 2022 Schätzungen zufolge zehnmal so viel Fotovoltaikleistung wie Deutschland installiert, was dann auf die Einwohner*innen umgerechnet eine vergleichbare Größenordnung ist. Selbst das Ölland Saudi-Arabien investiert in die Solartechnik.
Fotovoltaik: Energie der Zukunft
Es sieht danach aus, dass die Fotovoltaik langfristig unser wichtigster Stromlieferant werden wird – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Der Ausbau wird in den nächsten Jahren massiv steigen.
"Bildlich gesprochen werden wir praktisch jede geeignete Fläche weltweit mit Solarmodulen belegen."
Laut der Internationalen Energieagentur könnten wir im Jahr 2050 weltweit so viel Fotovoltaik-Strom wie Tausende Atomkraftwerke erzeugen. Das wäre rund ein Drittel des gesamten Strombedarfs weltweit. Bis zum Jahr 2100 könnte der Anteil von Solarstrom dann sogar auf zwei Drittel ansteigen.