Das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA war schon immer schwierig. Aber, sagt der amerikanische Journalist Eric Hansen, in der Hauptsache sind das oberflächliche Geschichten. Und ja: die Beziehung ist noch zu retten.
Im Prinzip finden sich nämlich beide gut, irgendwie. Aber wie das in jeder Familie ist: Auch wenn man sich eigentlich mag, knallt es dann und wann. Für Eric Hansen ist das, was gerade passiert nämlich ein klassisches Familiending. Die Amerikaner sind die Eltern und Deutschland ist das Kind, das gerade pubertiert. Und was machen Pubertierende? Sie fangen an, Fragen zu stellen, finden nicht mehr alles total toll und super, was die Eltern so machen und rebellieren.
"Wenn man in die Pubertät kommt, dann sieht man plötzlich, dass der Papi ein reaktionärer Kapitalist ist, und dass die Mama zu viele Kompromisse in ihrem Leben gemacht hat und unglücklich ist."
Deutschland ist also gerade dabei, sich von Papa und Mama Amerika zu emanzipieren, ein eigenes Weltbild aufzubauen und auch als moralische Instanz selbständig zu werden. Für Eric Hansen war das nach dem Ende der Besatzung und dem Mauerfall auch höchste Zeit. Schließlich gehört Deutschland zu den fünf mächtigsten und reichsten Ländern der Welt, sagt er, und hat in Europa das Sagen.
Amerika nimmt die Veränderung kaum wahr
Interessant an Eric Hansens Eltern-Kind-Vergleich: Die Amerikaner nehmen die Veränderungen in Deutschland kaum wahr. Außerdem seien die Amerikaner es auch schon ein bisschen gewohnt, dass die Deutschen gar nicht immer tun, was die USA gerne möchten. Schon Adenauer hat niemals wirklich das getan, was Amerika wollte. Nur wüssten das viele Deutsche gar nicht. Auf politischer Ebene habe sich Deutschland also nie wie ein Kind der Amerikaner verhalten. Nur die allgemeine Mentalität sei halt so gewesen.
"Mit Deutschland gab es immer Spannungen. Man ist daran gewöhnt."
Therapievorschläge zur Rettung der Eltern-Kind-Beziehung will Eric Hansen nicht geben. Das regelt sich von alleine, meint er, spätestens, wenn das Kind eine eigene Arbeit und eigene Kinder hat. Und sobald man eigene Kinder hat, macht man auch eigene Fehler. Bestes Beispiel dafür, findet Eric Hansen, ist die Krise mit Griechenland. Weil Deutschland jetzt selber Kritik einstecken muss. Und das, glaubt der Journalist, wird auch Deutschlands Blick auf Amerika wieder verändern.
"In der Griechenlandkrise wird Deutschland sehr viel kritisiert, genauso wie Amerika. Und das ist, glaube ich, gesund für Deutschland."